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VW bestreitet Software-Probleme beim Golf 8

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Im Herbst soll der neue VW Golf 8 auf den Markt kommen. Angeblich wankt der Zeitplan wegen Elektronikproblemen. Volkswagen bestreitet das.

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WOLFSBURG – Wenn beim VW Golf eine neue Fahrzeuggeneration vor der Markteinführung steht, schaut die ganze Welt auf den Konzernsitz Wolfsburg – und auf den Industriestandort Deutschland im Allgemeinen. Das in 35-millionenfacher Auflage weltweit verkaufte Auto, längst Namensgeber eines Fahrzeugsegments („Golf-Klasse“) dient als Gradmesser für die Leistungsfähigkeit von Volkswagen, ist sozusagen das Stimmungsbarometer der gesamten Branche – Golf-Standard statt Gold-Standard.

Entsprechend schrill läuteten in der VW-Konzernzentrale die Alarmglocken, als Anfang dieses Monats und damit ein halbes Jahr vor der geplanten Weltpremiere des Golf 8 das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von massiven Problemen bei der Elektronik der Bestseller-Neuauflage berichtete. Anders als sonst zu diesem Zeitpunkt einer Fahrzeugentwicklung üblich sinke die Zahl noch offener Fehler nicht, sondern steige beim Golf 8 sogar an. Die Neuauflage des trotz SUV-Booms wichtigsten Volkswagens komme, so „Der Spiegel“, mit Verspätung in den Handel.

Die Wolfsburger reagierten auf die Behauptungen, indem sie Dutzende Journalisten zu einem Hintergrundgespräch einluden. Wie ernst dem Unternehmen die Angelegenheit ist, lässt sich an der Tatsache ablesen, dass den Medien erstmals in großer Zahl Zutritt gewährt wurde in den streng abgeschirmten Bereich Elektrik- und Elektronikentwicklung (E/E).

Der Entwicklungsvorstand bleibt ganz ruhig

Der Eindruck, den Volkswagen vermitteln wollte: Bei der Entwicklung des Golf 8 verläuft alles nach Plan. Während die Erprobungsfahrzeuge ihre Testkilometer abspulen, kümmert sich die Sparte E/E um die Fehlerbehebung bei der Elektronik, wobei man hier von Tickets spreche. Der Leiter der Abteilung, Dr. Rolf Zöller, weist darauf hin, dass man pro Jahr 125 000 solcher Tickets abarbeite – und dass es beim Golf 8 nicht mehr solcher Fehler gebe als zu diesem Entwicklungszeitpunkt üblich. Auch der Grad der Probleme ist unterschiedlich. Die Spannweite kann von einem Schreibfehler in einem Menüpunkt bis zur gravierenden Fehlfunktion reichen. Was das heißt, zeigt sich, als sich VW-Entwicklungsvorstand Dr. Frank Welsch in einen – noch getarnten – Golf 8 setzt, um die Neuheiten bei der Elektronik zu demonstrieren. Mehrfach stürzt das Multimediasystem ab, ohne dass sich Welsch davon aus der Ruhe bringen lässt. Die wichtigste Botschaft, die der Entwicklungsvorstand für die Journalisten hat: Der Produktionsstart des Golf 8 erfolge – wie seit drei Jahren geplant – im dritten Quartal 2019, auch der Termin der Markteinführung noch in diesem Jahr wanke nicht.

Probleme werden eher aus dem ersichtlich, was nicht gesagt wird. Vom Marktstart weg seien alle dann erhältlichen Elektronikkomponenten uneingeschränkt miteinander kombinierbar, heißt es bei VW. Es gibt allerdings keine Angabe darüber, ob tatsächlich alle ursprünglich geplanten Elektronik-Neuerungen von Anfang an für den Golf 8 verfügbar sein werden. Die Frage, ob die Produktion des Golf 8, wie vom „Spiegel“ behauptet, mit deutlich gedrosselter Stückzahl beginne, wird nicht beantwortet – was auch eine Antwort ist.

Dass die Entwicklung der Auto-Bordelektronik eine immer herausforderndere Aufgabe werde, bei der Schwierigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes programmiert sind, macht Welsch an einer Zahlenreihe deutlich: Ein Fahrzeug aus dem Jahr 2010 hatte zehn Millionen Zeilen Softwarecode, beim Golf 8 werden es 100 Millionen Zeilen sein. Zum Vergleich: Ein F35-Kampfjet kommt mit 20 Millionen Codezeilen aus. Nicht einfacher wird das Thema durch die Tatsache, dass in einem Auto wie dem Golf 8 bei der Elektronik alles mit allem kommuniziere – und sämtliche denkbaren Wechselwirkungen getestet werden müssten.

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