Politik

FPÖ-naher ORF-Stiftungsrat Steger legt Moderator Wolf nach Skandal-Interview „Sabbatical“ nahe

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Österreich hat einen neuen Medienskandal. In einer ORF-Sendung drohte der FPÖ-Politiker Harald Vilimsky dem Moderator. Der hatte ihn zu einem rassistischen Plakat der FPÖ-Jugend befragt.

Update vom 18. April 2019: Am Sonntag hat sich der ehemalige FPÖ-Vizekanzler und Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, Norbert Steger, erneut zu dem Skandal-Interview im ORF geäußert. „Wenn Ich der Herr Wolf wäre, würde ich ein Sabbatical nehmen, auf Gebührenzahler-Kosten durch die Welt fahren und mich neu erfinden“, erklärte er gegenüber der Tageszeitung Österreich. In Richtung Wolf meinte er: „Was ist das große Problem mancher Journalisten? Dass irgendwann die Eitelkeit mit ihnen durchgeht.“ 

Wolf nehme seinen Beruf zwar sehr ernst und bereite sich penibel vor, attestierte ihm Steger. Er habe aber das „Gefühl verloren, dass er vielleicht auch einmal Unrecht haben könnte“. Außerdem vermisse er bei Wolf die „Dankbarkeit“ gegenüber den Gebührenzahlern als „gut bezahlter, de facto pragmatisierter Journalist“.

Wolf kommentierte die Aussagen Stegers in einem Tweet. Er schreibt sarkastisch: „Der Aufsichtsrat-Chef des ORF legt mir eine „Auszeit“ nahe, „auf Kosten der Gebührenzahler“. Ich bin ganz sicher, er hat dabei ausschließlich die Interessen des ORF und unseres Publikums im Auge.“

Erstmeldung: FPÖ-Politiker sorgt für Skandal im ORF: Drohung gegen TV-Moderator Armin Wolf

Wien – Der FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky hat im ORF für einen Skandal gesorgt. Der Politiker war am Dienstagabend zu Gast in der Nachrichtensendung ZiB2. ORF-Moderator Armin Wolf hatte ihn zu dem „Rattengedicht“ des FPÖ-Lokalpolitikers, Christian Schilcher, aus Braunau am Inn befragt. 

ORF-Moderator stellt Vilimsky Frage – FPÖ-Politiker droht ihm

Der Hintergrund: Über die Osterfeiertage hatte der Vize-Bürgermeister von Braunau, dem Geburtsort von Adolf Hitler, in einer Parteizeitung der FPÖ ein Gedicht mit dem Titel „Die Stadtratte (Nagetier mit Kanalisationshintergrund)“ veröffentlicht, in dem Migranten mit Ratten verglichen wurden. Schlicher musste nach massiver Kritik, auch von Bundeskanzler Sebastian Kurz, von seinen Ämtern zurücktreten.

Der Moderator fragte ihn daraufhin nach rechtsextremen „Einzelfällen“ innerhalb der FPÖ und zeigte Vilimsky ein Plakat der FPÖ-Jugend aus der Steiermark. Auf dem Poster ist ein junges blondes Paar in Tracht zu sehen, umgeben von grau gezeichneten und böse blickenden Gestalten mit Hakennasen. Er fragte den FPÖ-Politiker, wie sich diese Darstellung von der antisemitischen Darstellung eines Juden im NS-Kampfblatt „Der Stürmer“ unterscheide und zeigte ein Bild zum Vergleich. Vilimsky ging den Moderator an: „Diese Parallelität zu ziehen, Herr Wolf, ist also allerletzte Schublade. In dem Sie vom 'Stürmer' ein Bild nehmen, das einem Jugendplakat gegenüberstellen und die Nähe zum Nationalsozialismus suggerieren, ist etwas, was nicht ohne Folgen bleiben kann.“ Viele sehen die Aussage von Vilimsky als Drohung.

ORF-Eklat: Kritik an Harald Vilimsky wegen Drohung

Mit Drohungen auf kritische Fragen zu reagieren, damit hätte die FPÖ einen neuen Tiefpunkt erreicht, erklärte die EU-Spitzenkandidatin der liberalen Neos, Claudia Gamon. Thomas Drozda, medienpolitische Sprecher der Sozialdemokraten, verglich die Drohung mit einer illiberalen Demokratie, wie unter dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. 

Diese Äußerung des FPÖ-Generalsekretärs könne nur als „persönliche Bedrohung von ZiB2-Moderator Armin Wolf verstanden werden“, schrieb der Redakteursrat des öffentlich-rechtlichen ORF. Sie bezeichnen den Auftritt von Vilimsky als weiteres Beispiel dafür, „warum Österreich im internationalen Ranking der Pressefreiheit um fünf Plätze nach unten gerutscht ist. Der ORF-Redakteursrat protestiert auf das Schärfste gegen diesen Versuch persönlicher Einschüchterung.“

Vorsitzender des ORF-Stiftungsrates verteidigt Parteikollege Vilimsky

Der Politiker erhielt aber auch Unterstützung. Der ehemalige FPÖ-Vizekanzler und Vorsitzende des ORF-Stiftungsrates, Norbert Steger, bezeichnete den Vergleich mit dem NS-Kampfblatt „Der Stürmer“ als empörend. „Es ist pervers, dass man solche lauen Lüfterl immer mit Nazis vergleicht“. „Nur, weil es Braunau ist? Der Geburtsort Hitlers kann kein Kriterium sein“, fragte er im K
urier und fügte hinzu: „Hitler ist für mich ein Deutscher und Beethoven ist ein Österreicher. Bei uns hat der Hitler keine Karriere zusammengebracht.“

FPÖ-Politiker Vilimsky legt noch einen drauf – ORF-Moderator kontert

Auf oe24.tv legte Vilimsky am Mittwoch noch einen drauf. Auf die Frage, ob er Wolf feuern würde, sagte er: „Wäre ich der Generaldirektor, ja. Derartiges habe ich noch nicht erlebt.“ ORF-Moderator Armin Wolf konterte über Twitter: „Dann ist ja gut, dass Herr Vilimsky nicht so kann, wie er gerne würde …“

md

Wieder keine Sendung von Anne Will (ARD) am Sonntagabend – das war der Grund

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