Wirtschaft

Öllieferungen aus Russland zu einem großen Teil gestoppt

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Die Druschba – deutsch Freundschaft – ist Deutschlands wichtigste Ölpipeline zu Russland. Doch seit einigen Tagen ist die Lieferung gestoppt. Was bedeutet das für die Verbraucher?

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BERLIN – Russland ist für die Ölversorgung in Deutschland enorm wichtig. 36 Prozent der Lieferungen kommen aus dem Land im Osten. Wiederum ein sehr großer Teil davon über die mehr als 5300 Kilometer lange Pipeline „Druschba“, was übersetzt Freundschaft heißt. Die Verbindung gilt als Deutschlands wichtigste Öl-Pipeline und verläuft über Weißrussland und Polen bis ins brandenburgische Schwedt an der polnischen Grenze, wo der Rohstoff zu Diesel, Benzin, Kerosin, Flüssiggas und Heizöl verarbeitet wird. Durch die Leitung fließen insgesamt 160 Millionen Liter des schwarzen Goldes in viele Länder Europas – täglich. Doch „Druschba“ kann derzeit nicht liefern, seit Tagen gelangt nichts mehr durch die Verbindung.

Polen hatte die Pipeline bereits am Mittwochabend geschlossen, weil das Rohöl zu viele Chloride enthielt, die in den Raffinerien Schaden anrichten. Die Chloride werden bei der Förderung des Rohöls eingesetzt, um den Ertrag zu steigern, anschließend aber wieder herausgefiltert. Weißrussische Medien berichteten, dass ein noch unbekannter Produzent rund eine Million Tonnen kontaminierten Rohöls in der russischen Region Samara an der Wolga in die Pipeline geleitet haben soll. Dabei wurden die zulässigen Chlorid-Grenzwerte offenbar um ein Vielfaches überschritten.

Der Rohölpreis reagierte auf den Stopp prompt – und kletterte am Donnerstag erstmals in diesem Jahr über die Marke von 75 US-Dollar für ein Barrel (159 Liter) der für Europa maßgeblichen Sorte Brent. Bis Freitagabend (18 Uhr) gab der Kurs allerdings wieder auf unter 72 Dollar nach. Russland nannte technische Probleme als Ursache für die Lieferunterbrechung, von der auch die Raffinerie in Leuna betroffen ist. Am Montag soll nach Angaben des russischen Vize-Ministerpräsidenten Dmitri Kosak wieder sauberes Öl durch Druschba fließen. „Man muss das nicht politisieren. Das kommt in regelmäßigen Abständen vor“, sagte Kosak. Experten widersprechen dieser Darstellung. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Ölhändler, wonach eine Annahme-Verweigerung wie in diesem Fall äußerst selten vorkomme. So liege die letzte Verunreinigung von russischem Öl rund zehn Jahre zurück und sei zudem von deutlich geringerem Ausmaß gewesen.

Autofahrer und Heizölkäufer in Deutschland haben wegen der Förderunterbrechung nach Darstellung der Mineralölwirtschaft, Raffineriebetreiber und des Bundeswirtschaftsministeriums allerdings keine Engpässe zu befürchten. Die Versorgung mit Benzin, Diesel und Heizöl sei gesichert, hieß es unisono. Es existierten ausreichend Reserven in den Öl- und Raffinerielagern. „Es gibt auch keine Qualitätsprobleme“, erklärte der Mineralölwirtschaftsverband. Das Niedrigwasser im vergangenen Sommer habe gezeigt, dass man Versorgungsprobleme durch alternative Transportrouten bewältigen könne, zitiert die FAZ Vertreter der Branche. Allerdings zogen in der Folge die Sprit- und Heizölpreise spürbar an. Nach einem Bericht des „Tagesspiegel“ rechnet man in Industriekreisen erst nach einem mehrwöchigen russischen Lieferstopp mit drastischen Konsequenzen für die Versorgungslage. Teuer kann die vorübergehende Druschba-Schließung jedoch für die russische Seite werden: Händler schließen nicht aus, dass Käufer aus dem Westen Schadenersatz verlangen.

Die Raffinerie in Schwedt kann mit den vorhandenen Vorräten bis zu zehn Tage weiterarbeiten. Derzeit sei schon eine alternative Versorgung über den Hafen Rostock in die Wege geleitet, teilte eine Sprecherin mit. Die Raffinerie arbeitet zurzeit planmäßig ohnehin nur mit einem Drittel ihrer Kapazität.

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