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Evonik trennt sich von Plexiglas-Geschäft – Kündigungsschutz soll gelten

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Evonik stellt Zusatzstoffe für unzählige Alltagsgegenstände her. Von einem bekannten Namen trennt sich der Essener Konzern, der auch Niederlassungen in Darmstadt und Worms betreibt, jetzt.

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ESSEN / DARMSTADT – Auch bei Firmen-Bekanntmachungen lassen sich Synergien heben: Erst kam am Montag Abend die Mitteilung, dass der Verkauf des Röhm-Plexiglasgeschäftes an den US-Finanzinvestor Advent eingetütet ist. Am Dienstag gab es bei Evonik in Essen die Bilanzzahlen 2018 und die erneute Erklärung, warum die Trennung von einem der traditionellen Produkte erfolgt. Der Schritt sei notwendig, damit Evonik in weniger konjunkturabhängige Geschäfte investieren könne, sagte Vorstandschef Christian Kullmann. Der Verkauf der Methacrylat-Sparte bringt drei Milliarden Euro, davon sind 500 Millionen Pensionsverpflichtungen.

Dass das Plexiglasgeschäft in gute Hände komme, wie Kullmann sagte, unterstrich Jürgen Glaser von der Gewerkschaft IG BCE in Darmstadt. Er sei sehr froh, denn das Verfahren sei „absolut sauber“ gelaufen. Man habe mit den Investoren sprechen können, sei beteiligt worden. Und das mit Evonik-Röhm vereinbarte Eckpunktepapier wurde komplett übernommen, was Tarifbindung anbelangt, Betriebsvereinbarungen etwa zu Langzeitkonten und Bonusregelungen und den Kündigungsschutz bis zum 30. Juni 2023. Das alles sei Bestandteil des Kaufvertrages. Nach einem Jahr intensiver Gespräche ist es gelungen, so Arbeitnehmervertreter, die Röhm GmbH in ein neues, „gutes Zuhause“ zu überführen. Und in diesem sind die 2050 Mitarbeiter aus Worms, Weiterstadt und Darmstadt künftig tätig. In dem Geschäftsbereich mit 1,8 Milliarden Umsatz sind 3.900 (deutschlandweit 2750) der etwa 36.000 Evonik-Mitarbeiter beschäftigt.

Advent setzte sich im Bietergefecht gegen drei Interessenten durch: die Finanzinvestoren SK Capital sowie Triton und Rhone, die ein Konsortium gebildet hätten, und den Chemiekonzern Ineos. Das ist eine Gruppe chemischer Betriebe (Sitz London) mit rund 20.000 Beschäftigten.
Kullman will die Milliardeneinnahmen aus dem Verkauf des Methacrylat-Geschäfts für den weiteren Konzernumbau einsetzen. „Wir haben noch viel vor“, sagte er. Wenn der Umbau als 100-Meter-Sprint beschrieben werde, stehe Evonik jetzt bei Meter 10. Bisher habe das Unternehmen das Potenzial, das im Konzernumbau stecke, erst angedeutet. „Wir wollen der beste Spezialchemiekonzern der Welt werden”, sagte Kullmann.

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Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, die Umsätze kletterten um vier Prozent auf 15 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente BVB-Sponsor Evonik 932 Millionen Euro, nach 713 Millionen Euro im Jahr zuvor. Der Konzern lag damit im Rahmen der Erwartungen des Marktes. Die Anteilseigner rund um die RAG-Stiftung sollen für 2018 eine unveränderte Dividende von 1,15 Euro je Aktie erhalten.

Für 2019 erwartet der Konzern wegen der politischen Unsicherheiten einen Umsatz und ein Ergebnis auf dem Niveau von 2018 oder leicht darunter. Vom laufenden Personalabbau um rund 1.000 Stellen in Verwaltung und Vertrieb seien inzwischen 60 Prozent realisiert, so Personalvorstand Thomas Wessel.

Bei den Anlegern kamen die Zahlen und vor allem der beim Verkauf des Plexiglasgeschäfts erzielte Preis gut an: Evonik-Aktien legten bis zum Mittag um knapp fünf Prozent zu. Der Kaufpreis sei „bombastisch”, sagte Kullmann – der Markt habe mit zwei bis 2,5 Milliarden Euro gerechnet.

Mehrheitseigentümer des Chemiekonzerns ist die RAG-Stiftung, die aus den Dividenden die Ewigkeitskosten des eingestellten Steinkohlebergbaus finanziert wie die Finanzierung des Abpumpens von Grubenwasser. 64 Prozent der Anteile liegen bei ihr.

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