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Abbvie forciert den Kampf gegen Krebs

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Der forschende Biopharmakonzern Abbvie will die Grenzen in der Therapie gegen Krebserkrankungen verschieben, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

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WIESBADEN – Systemische Chemotherapien töten nicht nur Krebszellen ab, sondern auch gesunde Zellen und sind zudem mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden. „Deshalb werden derzeit zunehmend zielgerichtete Therapien entwickelt, die direkt an den Tumorzellen ansetzen“, berichtet Henning Kleine, Medizinischer Direktor des forschenden Biopharmaunternehmens Abbvie, im Gespräch mit dieser Zeitung in Wiesbaden. Das setze aber voraus, dass die verschiedenen Tumorerkrankungen und deren Ursache besser verstanden werden.

Abbvie hat 20 Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung

„Unsere Vision ist es, die Grenzen der Krebsbehandlung zu verschieben.“ 200 onkologische Studien laufen bei dem US-Konzern derzeit, 20 Wirkstoffe sind in der klinischen Entwicklung.

Der Bedarf ist extrem. Etwa 43 Prozent der Frauen und 51 Prozent der Männer sind während ihres Lebens von Tumorerkrankungen betroffen. Dementsprechend konzentrieren sich viele Pharmakonzerne auf Krebstherapien. Der Umsatz mit Krebsmitteln – den nach wie vor wichtigsten Wirkstoffen der Konzerne – weist nach einer Studie des Beratungshauses EY weiterhin die höchsten Wachstumsraten auf. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Wirkstoffe, die sich in der klinischen Entwicklung befinden, um 4,6 Prozent.

ABBVIE

Die weltweit 30 000 Beschäftigte des forschenden Biopharmaunternehmens Abbvie haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 32,7 Milliarden Euro erzielt. Deutscher Hauptsitz ist in Wiesbaden, Forschung, Entwicklung und Produktion in Ludwigshafen. In Berlin gibt es ein Hauptstadtbüro.

„Die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die prall gefüllte Pipeline zeigen, dass die Pharmaunternehmen weiterhin auf die klassische Wirkstoffentwicklung setzen“, berichtete Siegfried Bialojan, Leiter des EY Life Science Centers in Mannheim. Die Konzerne versuchten, in ihren jeweiligen Kernbereichen die Marktführerschaft zu erreichen. Wenn es gelinge, ein bestimmtes Preisniveau durchzusetzen und das neu entwickelte Medikament zu etablieren, könne das Wachstum sichern. „Allerdings ist der Wettbewerbsdruck in den größten Therapiebereichen wie der Onkologie enorm – vom großen Kuchen bleiben nur kleine Stücke.“ Der US-Konzern Abbvie mit dem Deutschlandsitz in Wiesbaden investiert etwa 16 Prozent des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel. „Dabei konzentrieren wir uns auf Bereiche mit einem hohen ungedeckten medizinischen Bedarf“, erläutert der Medizinische Direktor Kleine.

Einer der Schwerpunkte sei die zielgerichtete Behandlung von Blutkrebs, der durch das unkontrollierte Wachstum entarteter Blutzelltypen entsteht. Insbesondere für ältere Patienten, die die für Blutkrebs notwendige aggressive Chemotherapie nicht vertragen würden, sollen zielgerichtete Therapien entwickelt werden. „Bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe ist Ausdauer und hohes Investment notwendig“, macht Kleine klar. Nur etwa ein Prozent der in der Entwicklung befindlichen Substanzen werde am Ende als Arzneimittel zugelassen. Bei Krebstherapien zeige sich erst spät in den klinischen Studien der Phase drei, dass der Wirkstoff erfolgreich ist.

Forschungsschwerpunkt bei Abbvie ist beispielsweise die Aktivierung des Immunsystems des Patienten, sodass es Krebszellen erkennt und zerstört. Auch das wieder Ingangsetzen des defekten programmierten Zelltods, der nicht benötigte oder gefährliche Zellen im Körper beseitigt, gehört ebenso zu den Entwicklungsfeldern wie Antikörper-Wirkstoffe.

Nicht bei allen Tumorarten gibt es nach Einschätzung von Kleine allerdings Fortschritte. „Wir haben immer noch Krankheitsbilder mit einer geringen Überlebensrate.“ Aber es gelinge inzwischen häufiger, dass viele kritische Krebserkrankungen nicht mehr tödlich enden, sondern chronisch verlaufen.

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