Neue Immunzellen-Therapien gegen Krebs

Deutsche Pharma-Unternehmen haben in diesem Jahr bisher 36 Medikamente mit neuen Wirkstoffen auf den Markt gebracht. Das ist deutlich mehr als im zehnjährigen Schnitt.

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FRANKFURT – Krebs- und Stoffwechselkrankheiten sind die häufigsten Anwendungsfelder neuer Medikamente. Deutsche Pharma-Unternehmen haben in diesem Jahr neue Arzneimittel gegen mehr als 45 verschiedene Krankheiten herausgebracht; 36 davon beruhen auf einem neuen Wirkstoff. Das ist die Innovationsbilanz des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa). „Für viele Patienten bedeuten die neuen Medikamente bessere Behandlungsmöglichkeiten; für einige sogar die erste gezielte Therapie überhaupt“, berichtete vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. Die Einführung von 36 Medikamenten mit neuem Wirkstoff liegt deutlich über dem Zehn-Jahresschnitt von 32 neuen Medikamenten.

Jede dritte Innovation widmet sich Krebstherapie

Rund ein Drittel der neuen Arzneimittel werden gegen Krebserkrankungen eingesetzt. „Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland erkrankt im Lauf ihres Lebens an der einen oder anderen Form von Krebs“, erläuterte Fischer. Um resistent gewordene Krebszellen zu bekämpfen sei es wichtig, dass für jede Krebsart mehrere unterschiedliche Mittel zur Auswahl stehen.

Erstmals wurden laut Fischer zwei Immunzellen-Therapien verfügbar. Dabei werden einem Patienten bestimmte Immunzellen entnommen und im Labor durch Gentechnik in „Medikamente“ umgewandelt. Wieder eingesetzt im Körper sollen sie Krebszellen aufspüren und zerstören. Die Behandlung ist bisher nur für wenige Krebsarten geeignet und hat schwere Nebenwirkungen, die aber laut vfa von Spezialisten bekämpft werden können. Diese gentechnische Immunzellen-Therapie bringt nach Fischers Einschätzung die Chance einer monate- oder jahrelangen Tumorkontrolle.

FORSCHENDE PHARMAFIRMEN

Der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) vertritt die Interessen von 43 weltweit führenden Herstellern. Sie repräsentieren rund zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes und beschäftigen in Deutschland mehr als 80 000 Mitarbeiter.

Bei fünf weiteren Krebsmedikamenten wird mit der Hilfe von Gentests entschieden, ob sich die Therapien für den Betroffenen eignen oder nicht. Der Weiterentwicklung der sogenannten Personalisierten Medizin räume die Bundesregierung in ihrem Rahmenprogramm Gesundheitsforschung Priorität ein, sagte Fischer weiter.

Stoffwechselkrankheiten sind in diesem Jahr nach Krebs die häufigsten Einsatzgebiete neuer Arzneimittel. „Es ist außergewöhnlich, dass in einem Jahr gleich zehn Medikamente gegen Stoffwechselkrankheiten wie die Volkskrankheit Diabetes herauskommen“, berichtete Verbands-Hauptgeschäftsführerin Fischer. Vier weitere neue Wirkstoffe dienen der Behandlung von Entzündungskrankheiten wie der Darmkrankheit Morbus Crohn.

Auch für die Behandlung seltener Krankheiten hat sich der Innovationsbilanz zufolge einiges getan. 15 neue Medikamente aus Deutschland sind von der EU-Arzneimittelbehörde EMA als den bisherigen Therapiemöglichkeiten überlegen eingestuft worden. Als selten gelten in der EU Krankheiten, an denen höchstens fünf von 10 000 Menschen leiden. „Heute dauert es oft Jahre, bis die Betroffenen eine richtige Diagnose bekommen“, sagte Fischer. In der Vergangenheit war kritisiert worden, dass die seltenen Krankheiten von den Pharma-Unternehmen in der Forschung aus finanziellen Gründen nicht oder kaum beachtet werden.

Die finanziellen Auswirkungen der Therapien gegen seltene Krankheiten seien gering. Auf diese Therapien entfallen pro Jahr laut vfa nicht mehr als 3,7 Prozent der Arzneimittelausgaben der Krankenkassen.