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„Mehr als ein bloßer Fauxpas“: Aigner mit heftigem Vorwurf an AfD-Fraktionsvorsitzende

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Nachwehen des Höcke-Besuchs

„Mehr als ein bloßer Fauxpas“: Aigner mit heftigem Vorwurf an AfD-Fraktionsvorsitzende

Unter den ganz Rechten in der AfD gilt Björn Höcke als Messias. Am Wochenende war er in Bayern unterwegs. Sein Auftritt hat Folgen für die AfD.

Update 6. Mai 2019, 16.56 Uhr: Landtagspräsidentin Ilse Aigner wirft AfD-Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner vor, dem Ansehen des Parlaments Schaden zugefügt zu haben. In einem Brief an Ebner-Steiner kritisiert Aigner, dass bei einer Veranstaltung des AfD-„Flügels“ am Wochenende die erste Strophe des „Deutschlandlieds“ mit der Textzeile „Deutschland, Deutschland, über alles“ gesungen worden sei.

„Sowohl Sie als auch Ihr Stellvertreter und Ihr Parlamentarischer Geschäftsführer stehen dort in einer Reihe mit Björn Höcke: Es wird mitgesungen, es wird gelacht – alles ist per Video dokumentiert“, schreibt Aigner, wie der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage mitgeteilt wurde. Sie habe dies „mit Bestürzung“ zur Kenntnis genommen und wolle dies im Ältestenrat des Landtags thematisieren. Ebner-Steiner selbst singt bei der ersten Strophe allerdings nicht mit, wie auf der im Internet zugänglichen Aufzeichnung zu sehen ist.

„Für mich ist das mehr als ein Zeichen von Geschichtsvergessenheit, auch mehr als ein bloßer Fauxpas“, kritisiert Aigner. Die Nationalsozialisten hätten das Lied zu singen gepflegt. Deutsche Soldaten seien, angetrieben von dem Text, in andere Länder einmarschiert, in der Folge seien rund 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg gestorben. „Wer heute bewusst die erste Strophe des Deutschlandliedes singt, verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus und macht sich mit den Tätern gemein“, schreibt Aigner. Sie verbinde solche Bilder und Töne in erster Linie mit dem Auftritt von Neonazis.

dpa

Höcke auf Bayern-Besuch: Als das Deutschlandlied erklingt, richten sich alle Augen auf ihn

Greding – Gerade hat Björn Höcke den Papst eine „Schande“ genannt, da stürmt ein Mann auf die Bühne. Höcke unterbricht, hört dem Parteifreund zu. „Ja, ja“, sagt er, halb zu sich, halb ins Mikro. „Das ist eine gute Nachricht.“ Die Leute im Saal ahnen, worum es geht. Applaus, Jubel. Manche skandieren über leere Schweinsbraten-Teller hinweg: „Björn, Björn, Björn.“

Es ist der Moment, in dem Thüringens AfD-Chef erfährt, dass er am nächsten Tag doch bei der Partei-Jugend in München auftreten darf. Die Stadt hatte ihm am Freitag kurzfristig Hausverbot erteilt, Höcke legte beim Münchner Verwaltungsgericht Beschwerde ein, mit Erfolg. Dafür lässt er sich feiern, hier, in einer schummrigen Halle im Industriegebiet von Greding (Kreis Roth).

Einigen gilt Höcke als Messias, anderen als leibhaftiger Teufel. Die Grenze geht sogar quer durch die AfD. Die Parteispitze hält Abstand zu ihm, vor allem seit der Verfassungsschutz seinen völkisch-nationaler „Flügel“ als Verdachtsfall eingestuft hat. Seine Fans feiern ihn umso mehr. 500 sind am Samstag zum „Flügel“-Treffen gekommen, darunter einige Mitglieder des Landesvorstands und der Landtags-Fraktion.

AfD: Höcke adelt Ungarns Ministerpräsidenten

Höcke spricht als letzter an diesem Nachmittag und fordert eine „geistige Wende“ in Deutschland. Ein bisschen erinnert das an die „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“, von der er in seiner viel kritisierten Dresdner Rede gesprochen hatte. Damals nannte er das Berliner Holocaust-Mahnmal „Denkmal der Schande“. Seither gilt er als Scharfmacher.

So weit geht er in Greding nicht. Höcke spricht über Ungarns rechtskonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der ein „wahrer Held“ sei. Er schimpft auf EU und Nato und auf Manfred Weber (CSU), der EU-Kommissionspräsident werden will. Als der Name fällt, ruft einer im Saal „Volksverräter“. Ein Mann mit Gauland-Krawatte nickt.

Bei den 500 kommt Höcke gut an, auch bei Katrin Ebner-Steiner. Die Fraktionschefin der AfD im bayerischen Landtag sitzt auf einem der Ehrenplätze unterhalb der Bühne, neben Höcke. Dass beide sich politisch nahe stehen, ist bekannt. In den Pausen schäkern sie, Schulter an Schulter, lächeln für Fotos. In Greding mögen sie diese Einigkeit, manch Gemäßigtem in der Fraktion stößt sie übel auf.

Immerhin kämpft die Landtags-AfD gerade mit dem Verdacht, noch weiter nach rechtsaußen abzudriften. Vor Ostern traten zwei Mitglieder enttäuscht aus, darunter Co-Fraktionschef Markus Plenk. Beide warnten vor einem Rechtsruck. Auch die Basis ist seither unruhig – und forderte bei einem Funktionärstreffen vor einer Woche Aufklärung. Dass Ebner-Steiner nicht erschien, kam gar nicht gut an. Nun also auch noch der Auftritt mit Höcke.

Deutschlandlied: Als die erste Strophe erklingt, zögert AfD-Mann Höcke

Die Fraktionschefin verschweigt den Streit in ihrer Rede nicht, auch wenn ihre Analyse etwas widersprüchlich erscheint. Einerseits zeigt sie volle Übereinstimmung mit dem „Flügel“ und wettert gegen die drohende Anpassung der AfD ans Establishment. Andererseits will sie „die zu Mutigen“ in der Fraktion „mäßigen“. 

Der Regensburger „Flügel“-Mann Benjamin Nolte schlägt dann noch vor, die Unvereinbarkeitsliste der Partei abzuschaffen. Über die war zuletzt mindestens ein NPD-naher Fraktions-Mitarbeiter gestolpert – jemand, den „wir in unserem Freiheitskampf gut gebrauchen können“. Nolte ist es auch, der dem Treffen eine Art Klammer gibt. „Die Köpfe des ‚Flügels‘ mögen im Osten sitzen“, sagt er. „Aber das Herz des ,Flügels‘ schlägt im Süden.“ Wieder Applaus. Im Saal sagt einer: „Der Benni, der hat sich schön gemacht.“

Am Ende gehen sie dann noch mal auf die Bühne. Höcke, Ebner-Steiner, Nolte. Auch die Landtagsabgeordneten Richard Graupner und Ralf Stadler sind dabei, der parlamentarische Geschäftsführer Christoph Maier auch. Vom Band läuft das Deutschlandlied, erste Strophe. „Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt…“ Das zu singen, ist nicht verboten, aber allemal ein politisches Statement. Einige stimmen ein, zögerlich auch Höcke. Ebner-Steiner aber schweigt.

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