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„Maybrit Illner“: Habeck und Altmaier zoffen sich um CO2 und Wirtschaft – Forscherin platzt der Kragen

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„Die Zukunft ist kaputt“, sagt die Klimaforscherin Boetius bei „Maybrit Illner“ im ZDF. Die Diskussion um die CO2-Steuer führt auch zur Auseinandersetzung zwischen Habeck und Altmaier.

Update vom 5. Mai: Was während des Talks kaum einer wusste: Peter Altmaier hatte wenige Tage zuvor seine Mutter verloren. Bei der Sendung konnten nur Eingeweihte erkennen, wie hart ihn ihr Tod getroffen hat. Der Minister und seine Mutter hatten ein sehr enges Verhältnis.

Update vom 3. Mai 2019: Extremwetterereignisse häufen sich, Tausende von Kindern gehen freitags oft nicht mehr in die Schule und Wissenschaftlicher warnen vor dem Ende der Welt. Maybrit Illners Talk am Donnerstag ist unter dem Titel „Rettet das Klima! Wer zahlt den Preis?“ gelaufen – und trifft damit den Kern einer der größten Fragen unserer Zeit: Fast alle wollen die Erde vor dem Klimawandel retten, aber sind die Menschen auch bereit zu tun, was nötig ist? 

„Rettet das Klima“: Das sind Maybrit Illners Gäste

Für den Talk waren eingeladen: BundeswirtschaftsministerPeter Altmaier (60, CDU), Bundesvorsitzender der GrünenRobert Habeck (49), Chef der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt (56), die umweltpreisgekrönte Polar- und Tiefseeforscherin Antje Boetius (52), Die Zeit-Journalistin Petra Pinzler (53) und Lebensmittelgroßhändlerin Marie-Christine Ostermann (41, FDP). 

Forscherin platzt der Kragen, als Altmaier über Klimapolitik redet

„Die Zukunft ist kaputt. Diese Sendung führt doch zu nichts, wenn man die Wahrheit nicht sagen darf“, sagt diePolar- und Tiefseeforscherin Antje Boetius. Es blieben nur noch zehn bis zwölf Jahre, dann seien der Klimawandel nicht mehr umkehrbar. „Die Kinder und Jugendlichen, die wissen das und wir Wissenschaftler stehen hinter ihnen. Die Zeit ist um.“ 

Große Innovationen seien jetzt bei der Wirtschaft und bei der Forschung gefragt. Da könne man nicht auf die passenden Koalitionen oder Verbündeten warten. „Es muss international gehandelt werden“, sagt Boetius. Deutschland müsse in dieser Diskussion zu den Guten gehören und mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt immer nur auf andere zu verweisen.

Altmaier warnt vor deutscher Gelbwestenbewegung

Altmaier selbst glaubt an den Emissionshandel das beste marktwirtschaftliche Instrument, wie er sagt „Wir dürfen weder die Bürger noch die Wirtschaft in den kommenden Jahren höher belasten“, findet der Wirtschaftsminister weiter. Am Beispiel Frankreich sehe man, wohin eine Mehrbelastung unter Verweis auf den Klimaschutz führe. Eine deutsche Gelbwestenbewegung sei nicht auszuschließen.

Anstelle einen Alleingang der deutschen Wirtschaft zu erzwingen, solle man Länder wie China, die weiterhin neue Kohlekraftwerke bauen, dazu bringen, ebenfalls in alternative Energien zu investieren. In Deutschland sei man bereits auf einem guten Weg, findet der Wirtschaftsminister. Man könne Klimaschutz über andere Maßnahmen erreichen. Einige Schritte habe die Bundesregierung bereits in die Wege geleitet. „Wir haben uns entschieden, die Emissionen aus Stein- und Braunkohleverstromung bis 2038 auf Null zu bringen, wir werden sie halbieren bis 2030 und somit Millionen Tonnen CO2 einsparen.“ 

Grünen-Chef Robert Habeck fordert eine CO2-Steuer

Viel zu wenig habe die Bundesregierung bisher für eine bessere Klimapolitik getan, findet hingegen Robert Habeck. Die CO2-Einsparungen im Stromsektor, mit denen sich Altmaier schmücke, seinen in erster Linie auf den milden Winter zurückzuführen und nicht auf Maßnahmen der Großen Koalition. Man müsse endlich handeln. Idealerweise mit einer CO2-Steuer auf jede Tonne CO2. „Damit die Menschen wissen, die Politik hat es verstanden und sitzt es nicht aus.“ 

„Rettet das Klima“ bei Illner: Journalistin plädiert für Verzicht

Petra Pinzler hat mit ihrer Familie ein Jahr lang ihren CO2-Haushalt kontrolliert und versucht, ihn zu senken. Auf Autos könne man gut verzichten, findet Pinzler – zumindest in Städten. Aber auch auf dem Land sieht die Zeit-Journalistin Einsparungsmöglichkeiten: Man könne den Fleischkonsum herunterschrauben.

„Rettet das Klima“, aber nicht auf Kosten der Wirtschaft

Bei dem Vorschlag, in Städten auf Autos zu verzichten, wird der Chef der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt unruhig: „Ein Ziel sollte schon sein, dass man die Wirtschaft nicht gleich umbringt.“ Emissionshandel sei etwa ein gutes Mittel. Je größer die Koalition ist, desto weniger müsse man tun, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Ohne Verbündete sieht Schmidt keine Chance auf einen gelungenen Wandel: „Die deutsche Wirtschaft ist stärker auf den internationalen Handel angewiesen als andere.“

Lebensmittelgroßhändlerin will Klima retten – aber auch Arbeitsplätze schützen

Marie-Christine Ostermann findet es wichtig, die Menschen mitzunehmen. Auch wenn das in der Diskussion um den Klimawandel ein „kleines Thema“ sei. Ohne Arbeitsplätze komme der Bürger nicht mit auf den Weg zum Klimaschutz. 

Zu einem symbolischen Schritt hat am Donnerstag unterdessen schon die Stadt Konstanz gegriffen: Die Kommune vom Südufer des Bodensees hat als erste deutsche Kommune den Klimanotstand ausgerufen.

Vorschau zu Maybrit Illner: „Rettet das Klima! Wer zahlt den Preis?“

Berlin – Fridays For Future, ein viel zu trockenes Frühjahr und Grundsatz-Debatten vor der Europawahl: Der Klimawandel bleibt in Deutschland ein dominantes Thema. Auch Maybrit Illners TV-Talk im ZDF dreht sich am Donnerstagabend um die Zukunft des Planeten. Genauer gesagt um einen heftig diskutierten potenziellen kleinen Beitrag aus Deutschland. Gestritten wird seit einigen Tagen über eine neue CO2-Steuer, die indirekt zur Sparsamkeit beim Ausstoß des Klimagases anhalten soll.

Illner diskutiert im ZDF über CO2-Steuer – die Ideengeberin fehlt allerdings

Illner hat am Donnerstag bei der Debatte zum Thema „Rettet das Klima! Wer zahlt den Preis?“ durchaus einige prominente Gäste im Studio. Interessanterweise allerdings keinen Vertreter der SPD – obwohl es doch Umweltministerin und Sozialdemokratin Svenja Schulze war, die die neue Steuer erst im Kabinett auf die Agenda gesetzt hatte.

Stattdessen ist mit Peter Altmaier (CDU) ein – zuletzt umstrittenes – Regierungsmitglied in der Sendung zu sehen, das wohl eher gegen Schulzes Idee argumentieren wird. Als Befürworter einer CO2-Steuer ist hingegen ein Grüner vertreten: Parteichef Robert Habeck macht einmal mehr Station in einer TV-Debatte.

Maybrit Illner am Donnerstag: Wirtschaftsweiser und Biologin debattieren mit Habeck und Altmaier

Auch ansonsten dürften Befürworter und Kritiker einer neuen klimawirksamen Steuer paritätisch vertreten sein. Eingeladen sind auch der Vorsitzende der „Wirtschaftsweisen“, Christoph M. Schmidt, sowie Unternehmerin und FDP-Mitglied Marie-Christine Ostermann einerseits – sowie Biologin und „Scientists For Future“-Mitglied Antje Boetius und Journalist Petra Pinzler andererseits. Pinzler hatte für ihr Buch „Vier fürs Klima“ ein Jahr lang versucht, mit ihrer Familie möglichst klimafreundlich zu leben.

Debattieren soll die sechsköpfige Gästeriege unter anderem, ob höhere Preise für CO2-intensive Produkte und Dienstleistungen wirklich eine lenkende Wirkung haben können. Aber auch, ob neue steuerliche Zuschläge nicht womöglich sogar das Heizen zum „Luxus“ machen und wie soziale Härten abzufedern wären.

Donnerstagabend-Talk im ZDF: Klima-Debatte im Ersten lieferte polarisierenden Moment

Beginnen wird der Talk um 22.15 Uhr im ZDF. Abzuwarten bleibt, ob auch diesmal wieder düstere Prognosen aus dem Kreis der Diskutanten zu hören sein werden. Vergangene Woche hatte CDU-Politiker Wolfgang Bosbach bei Maybrit Illner den Bewohnern Europas angesichts der Anschläge von Sri Lanka eine eindringliche Warnung ausgesprochen.

Im Ersten hatte im März ein Besuch der Klima-Aktivistin Greta Thunberg bei Anne Will den Anlass für eine Debatte zum Thema Klimaschutz geliefert. In Erinnerung blieb nicht zuletzt ein emotionaler Appell des Wissenschaftlers und TV-Moderators Harald Lesch.

fn, nai

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