Politik

Taktlos? Abschieds-Geschenk für Angela Merkel ist für manche ein No-Go

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Mit einem ganz besonderen Geschenk hat sich die CDU von ihrer Vorsitzenden Angela Merkel verabschiedet. Aus einem bestimmten Grund halten manche das für unangebracht. 

Volker Bouffier überreichte Angela Merkel beim CDU-Parteitag am Freitag einen Taktstock, mit dem Kent Nagano während des G20-Gipfels in Hamburg im Sommer 2017 für die Staatsgäste Beethovens Neunte dirigiert hatte. In einer Widmung bezeichnet Nagano Merkel als „die wichtigste Dirigentin der Weltpolitik“.

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Die Aufgabe einer Parteivorsitzenden sei gut mit der Aufgabe eines Dirigenten zu vergleichen, sagte Bouffier beim Parteitag zur Begründung der Auswahl. Es gelte ein vielschichtiges, großes Orchester zu leiten, "Solisten" einzubinden und dabei eine Vorstellung zu organisieren, die "im besten Fall das Publikum begeistert".

Die Wahl des Geschenks war also eigentlich gut durchdacht und mit einem tieferen Sinn versehen. Trotzdem halten manche den Taktstock für das falsche Geschenk – weil er nämlich an die verheerenden Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg erinnere. Als Kent Nagano mit dem Taktstock Beethovens Neunte dirigierte, versank Hamburg im Chaos. Tausende G20-Gegner wollten damals auch die Elbphilharmonie stürmen, in der die G20-Staatsschefs dem Konzert lauschten. Nur ein massives Polizeiaufgebot konnte das verhindern.

CDU-Delegierter: „Leider nicht das optimale Geschenk“

Der CDU-Delegierte Tim Peters sagte deshalb gegenüber der Bild-Zeitung, „vor dem Hintergrund der schweren Krawalle“ sei das „leider nicht das optimale Geschenk“ an Angela Merkel gewesen.  CDU-Bundesvorstand Elisabeth Motschmann wird von dem Blatt so zitiert: „Ich hätte mir ein schöneres und würdigeres Geschenk für Angela Merkel gewünscht, zum Beispiel eine Fotografie aus den Zeiten des Mauerfalls, als Angela Merkel begann, für die CDU Politik zu machen.“

Julian Reichelt, Chefredakteur von bild.de, geht noch weiter und spricht in einem Tweet von einem „vollkommen instinktlosen Abschiedsgeschenk“. Merkel möge sich an ein „schönes Konzert“ erinnern, die meisten Deutschen dagegen dächten an „den tobenden Mob, den Zusammenbruch der inneren Sicherheit in den Rauch über Hamburg“. 

Volker Bouffier, der Merkel ihr Geschenk überreichte, war die Assoziation mit den Ausschreitungen beim G20-Gipfel durchaus bewusst: „Es gab ja auch schöne Momente auf dem G20-Gipfel“, sagte er beim Parteitag. Die Wahl des Präsents sei schwer gewesen, weil in alles etwas hineininterpretiert werden könne. 

Das stimmt wohl – und die Kanzlerin schien sich über den gerahmten Taktstock und die Würdigung durch Kent Nagano als „Dirigentin der Weltpolitik“ immerhin zu freuen.  

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