Politik

Studie zum Thema Rechtspopulismus: Wieso wurden kritische Fragen im ZDF-Interview herausgestrichen?

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Claus Kleber wollte am Donnerstagabend im „heute journal“ über das Thema Rechtspopulismus diskutieren. Doch das ZDF kürzte kritische Fragen aus dem Interview. 

Moderator Claus Kleber wollte sich am Donnerstagabend im „heute journal“ einem wirklich brisantem Thema annehmen. Zusammen mit der Psychologin Beate Küpper unterhielt sich Kleber über das Thema Rechtspopulismus. Erst vor wenigen Tagen wurde passend zu diesem Thema eine durch die Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellte Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse der Studie sollten durchaus erschreckende Erkenntnisse zu Tage fördern. Eine durch die Studie aufgestellte These: Rechtsextreme und menschenfeindliche Einstellungen verfestigen sich in Deutschland – nicht nur an den Rändern, sondern in der Mitte der Gesellschaft. "Sie sind in der Mitte normaler geworden", heißt es dabei. Abwertende Meinungen etwa über Asylbewerber und andere als "fremd" wahrgenommene Menschen seien weit verbreitet – ebenso der Glaube an Verschwörungstheorien und das Misstrauen in die Politik. 

Claus Kleber im „heute journal“: Kürzte ZDF tatsächlich das Interview?

Bei dem im ZDF ausgestrahlten Interview diskutierte Nachrichtensprecher Kleber dann vor den Augen von rund 3,7 Millionen Zuschauern. Knapp vier Minuten dauerte das veröffentlichte Gespräch zwischen dem 63-Jährigen und der Psychologin, die ebenfalls als Autorin an der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung mitgewirkt hatte. Nach Ende des Gesprächs merkte Kleber dann an: „Das Gespräch haben wir vor einer Stunde geführt und mussten ein wenig Zeit rausschneiden.“ Doch in welchem Ausmaß das ZDF das Interview tatsächlich kürzte, wird wenig später klar.

Niemand geringerer als der Moderator selbst veröffentlichte auf Twitter ein kurzes Statement: „Kurs nach Rechts?? Echt?? Siehe Original und Kürzung. Die “Nachhaken” in ersten Minuten wurden Opfer unserer Stoppuhr. Ist schon Rechtspopulist, wer “Recht und Ordnung” will? Oder korrekte Asylbehörden statt großzügige?“ ist dort zu lesen. Unter dem Tweet wurde dann der Link zu der vollständigen Version des Interviews angehängt. Sieht man sich das von Kleber veröffentlichte Original-Video an, wird klar, dass das ZDF fast zwei Minuten des Interviews kürzte. 

So hinterfragte Kleber beispielsweise die Einordnung vieler Studienteilnehmer bei der Frage: „Sind Sie der Meinung, dass der Staat großzügig sein sollte bei der Erteilung von Asyl?“ Claus Kleber ließ im Anschluss auch direkt seine eigene Meinung durchscheinen. „Wenn ich da also der Meinung bin ´Nee, sollte er nicht. Es sollte konsequent das Gesetz angewendet werden.´ Dann wird das von Ihnen als leicht rechts und rechtspopulistisch angehaucht gewertet. Ist das fair?“ Die Psychologin Küpper sagte darauf: „Wir gucken uns diese Aussagen immer im Zusammenspiel mit anderen Aussagen an. Erst wenn Sie dieser Aussage und noch vielen anderen zustimmen, dann würden wir sagen, Sie haben eine rechtspopulistische Einstellung.“

Claus Kleber gibt Statement ab: Das sagt der Nachrichtensprecher über die Kürzung

Als die Psychologin dann auf einen sogenannten „Law and Order Autoritarismus“ und ein „Demokratiemisstrauen“ anspielte, grätschte Cleber ein: „Law and Order heißt Recht und Ordnung – was ist denn falsch daran?“ Auch hier verteidigte Küpper das Vorgehen innerhalb der Studie: „Es geht nicht um ,Law and Order‘ allgemein, sondern härter gegen Außenseiter und Unruhestifter. Das heißt, nicht einzelne Aussagen und Facetten anschauen, sondern immer nach dem Zusammenspiel schauen. Und da können wir ein empirisch gut abgesichertes Muster sehen, dass die überproportional zusammenhängen. Und nur bei den Menschen, bei denen Sie das auch tun, da sagen wir, die tendieren in Richtung Rechtspopulismus. Und wenn die besonders klar zustimmen, dann sagen wir auch, die sind rechtspopulistisch.“

Obwohl der Nachrichtensprecher selbst auf die Kürzung des Interviews hinwies, erklärt Cleber auf Nachfrage von Bild: „Wir haben uns über die Kürzung noch nicht mal gestritten. Das war, weil wir wegen der Deutschen Bank zwei lange Interviews in die Sendung pressen mussten, unvermeidlich. So was muss nach 21 Uhr auch immer schnell gehen. Wir waren und sind uns total einig. Ohne Schmuh! Trotzdem wollte ich mal hören, ob die Änderung der Tonalität, die in jeder Kürzung entsteht, bemerkenswert erscheint.“

Vor kurzem schockte Claus Kleber zahlreiche Zuschauer im „heute journal“ mit einer merkwürdigen Aussage. In einer anderen Ausgabe der ZDF-Nachrichten verabschiedete der Moderator sich so rührend wie wohl noch nie zuvor. 

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