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Sea-Watch-Kapitänin rechnet mit Seehofer ab – und kündigt Konsequenzen an

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Nach dem tagelangen Gezerre um Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete äußert sie jetzt sich erstmals. Die Innenminister Seehofer und Salvini müssen sich schwerer Attacken erwehren.

Sie hat eine ganz schöne Tortur hinter sich: die Kapitänin der „Sea Watch 3“, Carola Rackete, war zunächst tagelang mit geflüchteten Menschen auf dem Mittelmeer unterwegs, ehe sie sich in der Nacht zum 29. Juni gegen den Willen der italienischen Regierung in Lampedusa anlegte. Die Behörden stellten die Kapitänin daraufhin unter Hausarrest, den ein Gericht nach vier Tagen jedoch aufhob. Rackete habe nicht gegen das Gesetz verstoßen und auch keine Gewalttat begangen, erklärte die Richterin Alessandra Vella. Die 31-Jährige habe ihre Pflicht erfüllt, Menschenleben zu schützen.

Rackete tauchte unter, soll sich jedoch weiterhin in Italien aufhalten. Erstmals nach ihrer Entlassung aus dem italienischen Hausarrest meldete sich Rackete nun zu Wort – und wie.

Italien: Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete rechnet mit Seehofer ab

„Ich fühlte mich alleingelassen“, sagt sie im „Spiegel“. „Mein Eindruck war, dass auf nationaler und internationaler Ebene niemand richtig helfen wollte.“ Deutsche Kommunen hätten sich zwar zur Aufnahme von Flüchtlingen von ihrem Schiff bereit erklärt. „Es scheiterte dann aber auch an Bundesinnenminister Horst Seehofer, der keine Lust hatte, die Angebote der Städte anzunehmen.“

Doch auch Seehofers Kollege, der italienische Innenminister Matteo Salvini, bekam es ab. Der hatte sich stark für eine schwere Strafe stark gemacht, ließ deutsche Politiker, ja selbst Kanzlerin Angela Merkel kühl abblitzen, wenn es um diese Sache ging.

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Salvini verhöhnt Rackete gar, sprach davon, dass sie seinem Land „auf die Eier zu geht“. Rackete: „Mich hat überrascht, wie persönlich er geworden ist“, sagte sie. „Seine Art, sich auszudrücken, ist respektlos. Für einen Spitzenpolitiker ist das nicht angemessen.“ Auf Facebook hatte Salvini nach Racketes Freilassung geschrieben: „Ich bin empört, ich bin angewidert.“

Italien: Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete kündigt über Anwalt Konsequenzen für Salvini an

In einem Live-Video auf Facebook nahm Salvini ebenfalls kein Blatt vor den Mund. „Der Platz dieses Fräuleins wäre an diesem Abend das Gefängnis gewesen. Ein Richter hat entschieden, dass es nicht so ist“, sagte er verärgert. „Wie dem auch sei, wir werden diese Justiz verändern. (…) Denn das ist kein Urteil, das Italien guttut, es ist kein Urteil, das für Italien spricht.“

Auch Rackete zieht aus dem Vorfall offenbar Konsequenzen: Sie will mit einer Verleumdungsklage vorgehen. „Wir haben bereits eine Klage (gegen Minister Salvini) vorbereitet“, sagte Racketes Anwalt Alessandro Gamberini dem Radio Cusano Campus am Freitag. Es sei nicht einfach, alle Beleidigungen, die Salvini in diesen Wochen gemacht habe, zu sammeln. Salvini habe nicht nur Beleidigungen ausgesprochen, sondern auch zu strafbaren Handlungen angestiftet. Das sei noch schwerwiegender, wenn es ein Innenminister tue, sagte Gamberini.

Salvini darf sich wohl warm anziehen – und hat vermutlich schon das nächste Problem vor der Tür. Denn aktuell ist schon ein neues deutsches Flüchtlingsschiff auf dem Weg nach Lampedusa. 65 aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge sollen an Bord sein. Salvini will das Schiff erneut nicht anlegen lassen. Aber die Retter sehen das Recht auf ihrer Seite.

Nach „Sea Watch“-Tauziehen: Seehofer will einige Gerettete von der „Alan Kurdi“ aufnehmen

„Die italienische Insel ist der am nächsten gelegene europäische Hafen. Dort könnten die Geretteten schließlich an einen sicheren Ort gebracht werden, denn so verlangt es das internationale Recht“, teilte Sea-Eye am Freitagabend mit. Ein Angebot der libyschen Küstenwache, den Hafen der Stadt Sawija als „Place of Safety“ (deutsch: sicherer Ort) anzulaufen, wurde demnach abgelehnt.

Deutschland hat derweil bereits der EU-Kommission angeboten, Migranten von zwei weiteren Rettungsschiffen im Mittelmeer aufzunehmen. „Auch im Fall der „Alan Kurdi“ und der „Alex“ sind wir im Rahmen einer europäisch-solidarischen Lösung bereit, einen Teil der aus Seenot Geretteten aufzunehmen“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Samstag.

Die „Alex“ ist ein Schiff der italienischen Hilfsorganisation Mediterranea Saving Humans. Sie hat aktuell 54 Migranten an Bord.

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