Politik

„Schrecklicher Fehler“: Tony Blair fordert neues Brexit-Referendum

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Ex-Premier Tony Blair spricht in München vor Studenten und geißelt Großbritanniens Austritt aus der EU als historischen Fehler. Deutsche oder Briten allein wären gegenüber den „Giganten“ USA und China machtlos.

München – Das Brexit-Chaos ist eines der beherrschenden Themen der laufenden Sicherheitskonferenz in München. Zwar beteuerte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei der Eröffnung, dass die EU und Großbritannien trotz des Brexit militärisch enger zusammenrücken würden, doch Verteidigungsexperten sehen das skeptisch – insbesondere im Fall eines ungeordneten EU-Austritts, der in diesen Tagen immer wahrscheinlicher wird. Da ist es spannend, die Meinung eines Briten zu hören, der als Premierminister von 1997 bis 2007 mit Herzblut für ein europäisches Großbritannien gekämpft hatte: Tony Blair. 

Blair spricht in München über Brexit

Der 65-Jährige sprach am Freitagabend im Rahmen der „Speakers Series“ der TU München – und er hielt dort ein flammendes Plädoyer für Europa, wie man es sich von seinem Labour-Parteifreund Jeremy Corbyn wünschen würde.

Blair nannte den Brexit einen „schrecklichen historischen Fehler“. Er fordert ein zweites Referendum: Dies sei nicht undemokratisch, zumal sich die Versprechen der Brexit-Befürworter zu „rund 100 Prozent als falsch“ entpuppt hätten. „Wenn ich noch Premier wäre, würde ich versuchen, den Briten klar zu machen, dass Sie nur die Wahl haben zwischen einem sinnlosen und einem schmerzhaften Brexit.“

Norwegen als Negativ-Beispiel: Blair warnt vor Brexit

Sinnlos wäre es laut Blair nämlich, so wie Norwegen mit der EU eng verbunden zu bleiben – ohne die Regeln weiter mitbestimmen zu dürfen. Und schmerzhaft, vor allem für Firmen wie BMW/Mini, wäre es, nur noch eine lockere wirtschaftliche Verbindung wie etwa Kanada zur Europäischen Union zu halten. Die EU-Mitgliedschaft sei heute vor allem eine Frage der Machtbalance: Deutsche oder Briten allein wären gegenüber den „Giganten“ USA und China völlig machtlos. „Wenn wir unseren freiheitlichen Lebensstil verteidigen wollen, können wir das nur gemeinsam“, sage Blair. Denn China vertrete da ein ganz anderes Weltbild.

News-Ticker: Alle News und Hintergründe zum Brexit

Brexit? An gemeinsamem Agieren führt kein Weg vorbei, meint Blair

Auch in Sachen Verteidigung führe kein Weg an einem gemeinsamen europäischen Agieren vorbei, sagte Blair. Der Ex-Premier machte deutlich, dass Ängste, die es auch in anderen Ländern Europas gebe, zum Nein der Briten zur EU geführt hätten: die Angst vor unkontrollierter Zuwanderung, die Angst vor den technologischen Umbrüchen sowie die Erfahrung der Finanzkrise.

Zum Dank für den klugen und typisch britisch-ironischen Auftritt überreichten die Studenten der Technischen Universität Blair am Ende bayerisches Bier zum selber Brauen – nach dem Brexit wird es ja vielleicht schwierig sein, da noch ran zu kommen. 

Klaus Rimpel

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