Politik

Scheuers Steckenpferd sorgt in Paris für Trouble – Droht ein E-Scooter-Chaos?

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„Anarchie“ und Chaos beklagen die Einwohner von Paris wegen der beliebten E-Scooter. Nun will die Politik eingreifen. Auf Deutschlands Straßen könnte es bald auch turbulent werden.

Berlin/Paris – Im Schnellverfahren hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den E-Tretroller auf Deutschlands Straßen gebracht – und ließ sich auch schon mal auf einem Scooter in flitzender Fahrt durchs Ministerium ablichten. Sogar auf Gehwege sollten die Roller zunächst dürfen; dieser Teil des Plans wurde dann doch noch kassiert. Doch was der Minister gut findet, sorgt andernorts schon jetzt für Chaos. Aus der französischen Hauptstadt Paris berichten Touristen und Einheimische von chaotischen Zuständen.

„Es sind Unmengen an Tretroller-Fahrern unterwegs, die wuseln sich überall durch, ohne Rücksicht auf Verluste“, erzählte eine Paris-Urlauberin aus München der Ippen-Digital-Zentralredaktion. Zudem rasten die E-Scooter-Nutzer so „die Bordsteine rauf und runter“, dass es verwunderlich sei, dass es nicht zu mehr Unfällen kommen – und parkten mit ihren Vehikeln teils die Gehwege zu: „Da stehen dann 30 nebeneinander.“

E-Scooter in Paris: Todesfall nach Zusammenstoß mit Laster

Was in Deutschland noch weitgehend Zukunftsmusik ist – die E-Scooter dürfen erst seit Anfang Juni auf die Straße, bislang gibt es aber kaum zugelassene Modelle zu kaufen – ruft in Frankreich bereits jetzt die Politik auf den Plan. Aberwitzige Slalomfahrten, zugeparkte Gehwege und Unfälle sorgen für Kritik. Erst an Pfingsten starb ein 25-Jähriger nach einem Zusammenstoß mit einem Laster. Um die wachsende Anarchie bei den elektrischen Leih-Tretrollern einzudämmen, nehmen die Behörden in Paris jetzt die Anbieter an die Kandare, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Rund 15.000 E-Scooter zum Leihen per Smartphone-App gibt es in der französischen Hauptstadt bereits, bis zum Jahresende könnten es 40.000 werden. Beliebt sind die Flitzer vor allem bei Touristen und jungen Leuten. "Das ist so einfach, das ist die Freiheit", schwärmt etwa Josra Hadsch Dschabid, der die Roller täglich nutzt.

"Schnell, unkompliziert und witzig", stimmt nahe des Eiffelturms auch ein Touristenpaar aus Großbritannien in den Chor der E-Scooter-Fans ein. Währenddessen surren dutzende Roller mit Paris-Besuchern oder Hauptstadt-Bewohnern am Seineufer entlang.

E-Scooter: „Supergefährlich“ oder „große Freiheit“ – Politik will nachjustieren

Viele Pariser teilen diese Begeisterung allerdings ganz und gar nicht. Vor allem achtlos abgestellte oder zurückgelassene Mietroller sorgen für Ärger. "Wo ist das Pflichtgefühl?", klagt der 88-jährige Yves Goupil, der jeden Tag am Flussufer spazieren geht. "Sie schmeißen die Roller sogar in die Seine!"

Zudem seien die Roller "supergefährlich", kritisiert die Stylistin Juliette. Tatsächlich ist es in Paris ungewöhnlich, einen E-Scooter-Fahrer mit Helm zu sehen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Ökobilanz der Roller. Laut einer US-Studie aus Kentucky beträgt die durchschnittliche Lebensdauer der Akku-Roller von Leihanbietern gerade einmal 28 Tage.

Um den E-Scooter-Wildwuchs in Paris zu beenden, verschärft die Stadt ihre Vorschriften. Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat vergangene Woche ein Parkverbot für die sogenannten E-Scooter auf Gehwegen angekündigt. Zudem wird ihr Gebrauch "in allen Parks und Gärten verboten". Desweiteren soll ab Juli die Geschwindigkeit der Roller auf 20 Stundenkilometer begrenzt werden – in Fußgängerzonen sogar auf acht km/h.

Scheuer und der E-Scooter: Was in Frankreich erst kommen soll, gilt in Deutschland von Beginn an

In dieser Hinsicht gibt es Entwarnung: In Deutschland dürfen die als Elektrokleinstfahrzeug geltenden E-Scooter ohnehin maximal 20 km/h schnell sein. Die Fahrer müssen mindestens 14 Jahre alt sein und dürfen nur auf Radwegen fahren – oder auf der Straße, wenn es keinen Radstreifen gibt. Gehwege sind hingegen tabu. Vorgeschrieben ist eine selbstklebende Haftpflicht-Versicherungsplakette, die hinten angebracht werden muss.

Eine Pflicht zum Helmtragen gibt es nicht, auch wenn das viele Experten empfehlen. Die Dekra erwartet, dass es in der ersten Zeit zu zahlreichen Unfällen kommen wird, bis sich alle Verkehrsteilnehmer an die neuen Gefährte gewöhnt haben. In München steht unterdessen schon der erste Roller-Verleih in den Startlöchern, wie Merkur.de* berichtet.

AFP/fn

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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