Politik

Paul Breitner schlägt Alarm: „Die Politik lässt die Armen im Stich“

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Fußball-Legende Paul Breitner engagiert sich schon lange bei der Münchner Tafel. Im Gespräch mit der tz kritisiert der 67-Jährige den Umgang der Politik mit Deutschlands Armen. 

In Bayern sind 200.000 Menschen auf Essensspenden angewiesen, Tendenz steigend. Die 169 Tafeln stoßen längst an ihre Belastungsgrenze. Im Staatshaushalt 2019/20 sind immerhin 100.000 Euro Unterstützung für die unermüdlichen Ehrenamtlichen eingeplant. Ob das reicht, ist fraglich – und ärgerlich für die Helfer ist es, dass es weiter keine Anerkennung für ihr Engagement geben soll. Im Mai 2018 hatten Vertreter der Tafeln für ihre rund 7000 Freiwilligen steuerliche Erleichterungen und Rentenzuschüsse gefordert. Es sei schwierig festzulegen, für welche der Tätigkeiten es eine spezielle Anerkennung geben sollte, ließ das Sozialministerium gestern wissen. Auch der Wunsch nach Vergünstigungen im Öffentlichen Nahverkehr wurde abgelehnt. Fußball-Legende Paul-Breitner, schon lange eine Stütze der Münchner Tafel, redet in der tz Klartext.

Fußball-Legende und Tafelhelfer Paul Breitner spricht Klartext

Ob Trainer, Schiedsrichter, Manager oder Mitspieler – seine Meinung hat er auf und neben dem Platz jedem gesagt. Mittlerweile ist es nicht mehr der Fußball, dem Weltmeister Paul Breitner (67) seine Kräfte widmet. Es sind die Armen. Seit zwölf Jahren engagiert er sich ehrenamtlich mit seiner Frau Hilde (68) für die Münchner Tafel. Und auch hier sagt er klar seine Meinung: „Die Politik hat die Bedürftigen im Stich gelassen!“ Im Kühllaster, in dem Paul Breitner jeden Montag an der Ausgabestelle in Haidhausen steht, hat es ein paar Grad über Null. Mit der blauen Tafel-Schürze um den Bauch und einem Hut auf den Kopf nimmt Breitner Joghurt, Butter und Pudding aus den Kisten. Die Ware, die Supermärkte spenden, gibt er an seine „Gäste“ aus, wie er sagt. 150 Personen stehen mit ihrem Berechtigungsschein jeden Montag in der Schlange am Johannisplatz, bei Wind und Wetter. „An Weihnachten waren es dazu 66 Kinder. Und jedes Jahr kommen 1000 bis 2000 Menschen neu zur Tafel dazu, offiziell“, berichtet die Bayern-Legende. „Aber die Dunkelziffer ist bestimmt drei oder vier Mal so hoch.“ 

Aus Breitners Sicht verbreitet sich die Armut in Deutschland immer schneller

Sorgenvoll blickt der 67-Jährige in die Zukunft: „An dieser Situation wird sich auch nichts ändern, weil ich nicht erkennen kann, dass sich die Politik dieser Problematik annimmt.“ Er werde oft auf Veranstaltungen von Politikern angesprochen, die ihm für sein ehrenamtliches Engagement danken. „Ich lade sie immer ein, sich die Situation vor Ort anzusehen. Aber in all den Jahren sind nur zwei vorbeigekommen.“ Auch nächsten Montag wird das Ehepaar Breitner wieder notleidende Münchner versorgen. „Die Armut rast mitlerweile durch Deutschland wie ein ICE“, sagt Breitner. „Wir können ihm nur ein bisserl an Geschwindigkeit nehmen.“

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