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Debatte um Kauf russischer S-400-Raketen: Türkei verurteilt US-Ultimatum

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DWD mit seltener Warnung – drastische Empfehlung: „Längere Aufenthalte im Freien vermeiden“

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Erdogan will Streit klären

Debatte um Kauf russischer S-400-Raketen: Türkei verurteilt US-Ultimatum

Der Streit um den Raketen-Deal mit Russland scheint zu eskalieren. Die USA haben der Erdogan ein Ultimatum gesetzt, um auf den Kauf zu verzichten. Die Türkei verurteilt die US-Forderung.

Update vom 14. Juni 2019, 10.56 Uhr:

Kurz vor Beginn des umstrittenen Prozesses gegen bei den Gezi-Protesten 2013 beteiligte Aktivisten in der Türkei hat Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) die Bundesregierung aufgefordert, sich einzuschalten. „Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie sich für diese Menschen einsetzt, auch wenn sie nicht die deutsche Staatsbürgerschaft haben“, sagte Roth der Deutschen Presse-Agentur. Die EU-Beitrittsverhandlungen lägen aus gutem Grund auf Eis, ein Abbruch aber sei genau das falsche Zeichen. Man dürfe die vielen demokratischen Kräfte in der Türkei nicht im Stich lassen.

Roth will nach eigenen Angaben in die Türkei reisen, um den Prozessauftakt am 24. Juni zu beobachten. Den Angeklagten wird unter anderem versuchter Umsturz der Regierung im Zusammenhang mit den regierungskritischen Gezi-Protesten von 2013 vorgeworfen.

Vor Gericht steht das Who ist Who der türkischen Zivilgesellschaft: Menschenrechtler, Anwälte, Kulturschaffende, Architekten. Der wohl Bekannteste darunter ist der Intellektuelle Osman Kavala (61), der mit seiner Stiftung Anadolu Kültür unter anderem mit dem Goethe-Institut zusammenarbeitet. Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haftstrafen unter erschwerten Bedingungen für alle Beschuldigten.

Roth sagte, die Anklage sei eine „Farce“ und „rechtsstaatlich absolut inakzeptabel“. Bei dem Prozess gehe es darum, „Menschen zu kriminalisieren, die eine moderne, weltoffene und demokratische Türkei einfordern“. Die Inhaftierten müssten freigelassen werden.

Erstmeldung vom 14. Juni 2019: Debatte um Kauf russischer S-400-Raketen: Türkei verurteilt US-Ultimatum

Ankara/Washington – Der Streit um den geplanten Kauf russischer S-400-Luftabwehrraketen der Türkei spitz sich immer weiter zu. Ein Ultimatum Washingtons zur Annullierung des Geschäfts verurteilte die Türkei scharf. Das Ultimatum verstoße gegen den "Geist der Allianz", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Donnerstag bei einem Telefonat mit seinem US-Kollegen. Der türkische Präsident Erdogan zeigte sich jedoch optimistisch, drohende Sanktionen abwenden zu können.

US-Verteidigungsminister setzt Türkei Frist bis Ende Juli

US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan hatte am Freitag der Türkei in einem Brief eine Frist bis zum 31. Juli gesetzt, um auf den Kauf des russischen Luftabwehrsystems zu verzichten. Er drohte damit, die Türkei dauerhaft von der gemeinsamen Produktion der F-35-Kampfjets auszuschließen. Aus Sicht der USA kann die Türkei entweder die S-400 oder die F-35 haben. Beide Waffensysteme gleichzeitig können sie nicht haben.

Sollte die Türkei nicht auf die S-400 verzichten, würden die türkischen Piloten, die derzeit in den USA an den F-35 ausgebildet werden, ausgewiesen. Türkische Rüstungsfirmen, die an dem Projekt beteiligt sind, würden ersetzt und die beteiligten türkischen Mitarbeiter ausgetauscht werden. Die vier F-35-Maschinen in den USA, die die türkische Luftwaffe bereits erworben hat, würden nicht in die Türkei geliefert.

Türkischer Außenminister kritisiert Frist: „Niemand kann der Türkei ein Ultimatum stellen“

Der türkische Verteidigungsminister Akar telefonierte mit Shanahan und bezeichnete den Brief als "deplatziert" und kritisierte, sie entspreche nicht "dem Geist der Allianz".

Kurz zuvor hatte bereits Außenminister Mevlüt Cavusoglu den Brief kritisiert und betont, "niemand kann der Türkei ein Ultimatum stellen". Zugleich bekräftigte er das Angebot, den Streit in einer gemeinsamen Kommission zu lösen.

Erdogan optimistisch den Streit beizulegen – Verzicht auf Rakten sei aber keine Option

Erdogan zeigte sich derweil optimistisch, den Streit im direkten Gespräch mit US-Präsident Donald Trump beilegen zu können. Vor dem G20-Gipfel Ende Juni werde er Trump seine Argumente in einem Telefonat darlegen, sagte Erdogan am Mittwochabend. Er wolle das Thema mit dem US-Präsidenten besprechen und zur "Ausgangssituation" zurückkehren. Am Rande des Gipfels in Japan ist ein Treffen der beiden Staatschefs geplant.

Erdogan betonte, die Türkei wolle nicht nur mehr als hundert F-35-Kampfjets kaufen, sondern sei auch "ein Programmpartner". Die türkische Rüstungsindustrie habe 1,25 Milliarden Dollar in das Projekt investiert.

Er bekräftigte zugleich erneut, dass ein Verzicht auf den Kauf der S-400 keine Option sei. Das Geschäft mit Russland sei beschlossene Sache. Die Flugabwehrraketen würden voraussichtlich im Juli geliefert, sagte Erdogan.

Kritik an Raketen-Deal der Türkei aus Deutschland

Kritik an dem Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 kam auch aus Deutschland. Der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt den Raketen-Deal im SWR: „Dass die Türkei und die USA offensichtlich einen Streit über die Frage der Luftabwehr haben, muss in Brüssel im Nato-Rat diskutiert werden. Es schwächt die Nato, wenn einzelne Partner miteinander einen solchen Konflikt haben.“ Er habe dieselben Sorgen wie die USA.

Istanbul-Wahl: Umfragen lehren Erdogan das Fürchten – Pleite hätte drastische Konsequenz

Doch nicht nur die Außenpolitik macht Erdogan sorgen. Die bevorstehende Kommunalwahl in Istanbul könnte den Präsidenten eine Menge Einfluss und Geld kosten. Nachdem die Wahl bereits am 31. März stattgefunden hatte und der Oppositions-Kandidat Ekrem Imamoglu gewonnen hatte, wurde die Wahl auf Drängen der AKP annulliert. Die Wiederholung steht nun am 23. Juni an. Imamoglu führt auch dieses Mal deutlich in den Umfragen. Bislang sollen sich Familien-Mitglieder Erdogans und befreundete Unternehmer an den Kassen der Stadt bedient haben. Zuschüsse flossen wohl an religiöse Stiftungen, in deren Gremien sie sitzen. 

AFP/md

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