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Annegrett Kramp-Karrenbauer ist neue CDU-Vorsitzende: Pressestimmen zum CDU-Parteitag

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Annegret Kramp-Karrenbauer beerbt Angela Merkel und die neue CDU-Vorsitzende. Sie konnte sich knapp gegen Friedrich Merz durchsetzen. Die Pressestimmen zum CDU-Parteitag.

Hamburg – Annegret Kramp-Karrenbauer ist die neue CDU-Vorsitzende. Nachdem Angela Merkel 18 Jahre lang die Geschicke ihrer Partei geleitet hat, ist ihre Wunschkandidatin nun an der Reihe. Friedrich Merz gab sich als fairer Verlierer, Jens Spahn will auch weiterhin der Partei dienlich sein. In unserem News-Ticker zum CDU-Parteitag halten wir Sie weiterhin auf dem Laufenden.

Nationale Pressestimmen zum CDU-Parteitag

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“: Zum Abschied bekam Angela Merkel einen Taktstock geschenkt. Die neue Dirigentin der CDU brauchte ihn freilich dringender. Denn das Orchester, das Annegret Kramp-Karrenbauer nach wochenlangem Wettmusizieren mit Friedrich Merz und Jens Spahn übernahm, neigte unter der Vorgängerin zunehmend zu Dissonanzen. Nun aber ist immerhin die Leitungsfrage entschieden: Die CDU hat, denkbar knapp, die Kontinuität dem Experiment vorgezogen. Doch auch mit Kramp-Karrenbauer wählte die Partei nicht ein einfaches Weiter-so. Die dreifache Mutter unterstrich mit ihrer kämpferischen Rede auf dem Parteitag, dass sie schon rhetorisch keine „Mini-Merkel“ ist.

„Schwarzwälder Bote“ (Oberndorf): Lauter hat zur Wahl um den CDU-Vorsitz der Fanclub von Friedrich Merz getrommelt. Effizienter hingegen war die Unterstützung für Annegret Kramp-Karrenbauer. Ein Hinweis auch auf den gewachsenen Einfluss der Frauen in der Partei. Die Entscheidung für AKK ist keine schlechte Wahl. Damit nämlich geht die Ära Merkel zu Ende, aber doch nicht so ganz. So sehr das Disruptive auch Konjunktur haben mag, für das Seelenleben einer bürgerlichen Partei wie der CDU ist ein gleitender Übergang letztlich besser. Ja, es gibt Verlierer von Hamburg: Wolfgang Schäuble zum Beispiel. Doch bei diesem Parteitag haben die Christdemokraten mächtig Selbstbewusstsein getankt.

„Rhein-Neckar-Zeitung“ (Heidelberg): Dass die CDU sich traute, zum zweiten Mal in Folge eine Frau an die Spitze zu setzen, ist ein starkes Symbol. Durchaus auch an eine Ansage an Schwarz-Grün. Denn dort, wo Merz den politischen Hauptgegner ausmacht, sitzen potenzielle Koalitionspartner – das gilt gleichermaßen für SPD, Grüne und FDP. Merkel hat die CDU verändert. Der Parteitag hat den Willen bekundet, diese Veränderung fortzuführen. Insofern kann man sagen: die Revolution geht weiter. Wertet man Kramp-Karrenbauers Bewerbungsrede als Indiz, so dürfte es in der CDU bald etwas lebhafter zugehen. Rhetorisch ist die Saarländerin nämlich überraschend gut und ihrer Mentorin deutlich überlegen. So ein Talent kann viel zum Parteifrieden beitragen.

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„Neue Westfälische“ (Bielefeld): Es gehört zum Wesen der Demokratie, die Wahl zu haben und bei Wahlen zu verlieren. Es kommt darauf an, was Gewinner und Verlierer aus dem Wahlergebnis machen. Können sie die persönliche Konkurrenz vergessen oder zumindest ruhen lassen? Oder suchen sie und ihre Unterstützer jede Gelegenheit, sich gegenseitig zu schaden, ohne das gemeinsame Ziel zu verfolgen. Deshalb müssen sich die Christdemokraten nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer jetzt nicht unweigerlich zerlegen, was viele Beobachter erwarten. Die CDU hatte in ihrer Geschichte oft Phasen erbitterten Streites, aber auch Zeiten des Zusammenhaltes über Meinungsunterschiede hinweg. Das übrigens meist, wenn es um Machtgewinn oder -erhalt ging. Und genau darum geht es über den Parteitag hinaus ….

„Oberhessische Presse“ (Marburg): Kramp-Karrenbauer habe „das Herz der Partei erreicht“, analysierte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier den Sieg der Saarländerin beim CDU-Bundesparteitag. Richtiger wäre: Kramp-Karrenbauer hat knapp 52 Prozent der Herzen der Partei erreicht – im zweiten Wahlgang. Es ist kein miserables Ergebnis bei einer Kampfabstimmung mit drei starken Kandidaten. Es heißt auch nicht unbedingt, dass 48 Prozent der Delegierten verbissene AKK-Gegner sind. Klar ist dennoch: Kramp-Karrenbauers wichtigste Aufgabe ist es nun, die Flügel der CDU hinter sich zu scharen und Wähler aus verschiedenen Milieus anzusprechen. Sie muss dem „Kanzlerinnenwahlverein“ CDU ein schärferes Profil geben, ohne dabei die Regierungsarbeit zu sehr zu stören. Das ist ein Drahtseilakt – dem Groko-Partner SPD gelingt dies seit Jahren nicht.

„Frankfurter Rundschau“: „Der Erfolg der neuen Vorsitzenden wird bemessen daran, wie sich Union und AfD in der Wählergunst weiterentwickeln. Und bei dem Duell mit der AfD geht es um mehr als um eine Neubewertung von Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Der Erfolg der AfD ist eine Reaktion auf die global wachsenden Unterschiede zwischen Arm und Reich, die mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten der früheren Arbeiterklasse und damit verbunden die in der Bevölkerung verankerten Sorgen über die neue Arbeitswelt im Digitalen. Diese Probleme müssen angegangen werden, will der Populismus wirklich besiegt werden. Es ist eine große Aufgabe, die nun Annegret Kramp-Karrenbauer lösen muss. Ihr Erfolg wird entscheiden, ob nach Angela Merkel eine neue Ära beginnt – oder ob an diesem Freitag nur eine Episode begonnen hat.“

„Hannoversche Allgemeine Zeitung“: Das wahre Ende der Ära Merkel bringt erst eine Wahl im Bund. Erst dann wird sich zeigen, ob Merkels Nachfolgerin im Amt der CDU-Vorsitzenden in der Lage ist, die Dinge im Griff zu behalten, in der Frage der Kanzlerkandidatur ebenso wie in der künftigen Ausrichtung der Partei. Welche Antwort hat „AKK“ auf den Rechtspopulismus? Was sagt sie zu den wachsenden Sorgen vieler Menschen angesichts des Vordringens von Robotern und künstlicher Intelligenz in eine neue Arbeitswelt, in der bald nichts mehr sicher ist? Hier, weniger in der Auseinandersetzung mit der Flüchtlingspolitik von 2015, liegt die eigentliche Herausforderung der Ära nach Angela Merkel.

„Freie Presse“ (Chemnitz): Wer jedoch von Kramp-Karrenbauer erwartet, sie setze Merkels Politik einfach fort, der wird im Positiven wie Negativen enttäuscht werden. Sicher findet sie einen ähnlich sachlichen und ausgleichenden Ton. Aber in einigen politischen Fragen wird sie sich deutlich abheben und entschlossener zeigen. Die Innere Sicherheit gehört auf jeden Fall hinzu. Das hat sie schon im Saarland gezeigt. Kramp-Karrenbauer wird noch viele überraschen.

dpa

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