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Wetten auf die Zukunft: Telekom & Co. bieten auf 5G-Lizenzen

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5G soll den Traum vieler Nutzer wahr werden lassen: unterwegs ein schnelles Netz zu haben. Nun werden die Frequenzen versteigert – aber helfen die überhaupt gegen Funklöcher?

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MAINZ – An diesem Dienstag um 10 Uhr geht es los. Vier Unternehmen wetten auf die digitale Zukunft in Deutschland. Milliarden Euro wechseln den Besitzer. Und es geht bis zum bitteren Ende: bis keiner mehr überbietet.

Die Bundesnetzagentur versteigert die Mobilfunkfrequenzen für den LTE-Nachfolger 5G, die 5. Mobilfunkgeneration, in der Canisiusstraße 21 im beschaulichen Mainzer Stadtteil Gonsenheim. Der neue Standard ist nicht nur schneller und stabiler, sondern hat auch eine höhere Bandbreite als seine Vorgänger. Bei der Auktion bietet neben den bisherigen Netzbetreibern Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone auch ein Neueinsteiger mit: Das Unternehmen 1&1 Drillisch, das bisher kein eigenes Netz hatte.

Die insgesamt 41 Frequenz-Pakete werden alle gleichzeitig versteigert. 2010 dauerte eine ähnliche Auktion sechs Wochen und brachte über vier Milliarden Euro ein. Die vorerst letzte Frequenzauktion 2015 war nach drei Wochen beendet und bescherte dem Bund über fünf Milliarden Euro.

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Diesmal könnten die Einnahmen nach Schätzung von Experten in einer ähnlichen Höhe liegen. Geboten wird in Auktionsrunden, die jeweils eine Stunde dauern. Nach jeder Runde, also acht- bis zehnmal am Tag, veröffentlicht die Bundesnetzagentur die Höchstgebote für die einzelnen Frequenzblöcke. Sogar im Gebäude selbst können Interessierte das Bieten verfolgen. Die Behörde hat dafür einen öffentlichen Raum eingerichtet, weit weg von den Bietern, die sich in einem streng gesicherten Bereich im hinteren Teil des Gebäudes befinden. Denn die Bieter dürfen nicht untereinander kommunizieren, bekommen aber eine sichere Leitung in ihre Konzernzentrale.

Unter den Unternehmen sind die Vergabebedingungen der Bundesnetzagentur hoch umstritten. Service Provider ohne eigene Sendemasten kritisieren, dass sie den Zugang zu fremden Netzen erschwerten. Dieses sogenannte „Roaming“ schreibt die Bundesnetzagentur nicht verpflichtend fest. Die Betreiber müssen allerdings mit den Service Providern fair verhandeln; im Zweifelsfall nimmt die Bundesnetzagentur eine Schiedsrichterrolle ein. Die Netzbetreiber dagegen monieren unter anderem die Ausbauauflagen. Dazu gehört etwa, 500 Basisstationen mit einer Geschwindigkeit von mindestens 100 Mbit/s in weißen Flecken in Betrieb zu nehmen.

Wer ab und zu auf sein Handy schaut, ist mit den Vorgängern von 5G schon in Berührung gekommen: In einer oberen Ecke ist meist ein kleiner Hinweis zu sehen, in welchem Netz man sich befindet. Dort steht dann etwa 4G, 3G, oder 2G. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hatte sich zu ihrem mittlerweile berühmten Satz hinreißen lassen, 5G brauche man nicht an jeder Milchkanne. Der Hintergrund: In dünn besiedelten Gebieten können die Netzbetreiber mit dem Ausbau kaum Geld verdienen, weil es zu wenige potenzielle Kunden gibt. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagt in der VRM Multimedia-Story (siehe beistehender QR-Code): „Das 4G-Mobilfunknetz ist in vielen Bereichen schlecht. Da gibt es weiße Flecken, wo eine Ausbauverpflichtung nicht bestand.“

Diese weißen Flecken wird auch 5G kaum beheben. Denn die nun zu vergebenen Frequenzen 2 GHz und 3,4 bis 3,7 GHz haben zwar eine hohe Kapazität, aber nur eine geringe Reichweite. Für die Versorgung in ländlichen Regionen sind sie damit nicht geeignet.

Daher dürfte 5G zunächst ein Thema für Ballungsgebiete sein – und für Vorreiter wie Darmstadt, das neben Berlin und Hamburg eine 5G-Stadt der Telekom ist. Dort soll der neue Standard das mobile Internet nicht nur schneller und weniger störungsanfällig machen, sondern auch intelligenter: Es kann dann etwa wichtigen Informationen Vorrang geben vor weniger wichtigen. Experten heben zudem die größere Kapazität hervor: Während LTE auf maximal 200 Teilnehmer pro Funkzelle begrenzt ist, wird die Kapazität bei 5G etwa tausendmal höher sein. Die Teilnehmer sind nicht unbedingt Personen, die telefonieren. Es können auch Maschinen oder autonom fahrende Autos sein. Das macht 5G besonders für die Industrie wichtig – und attraktiv für die vier Unternehmen, die in der Canisiusstraße um Frequenzen für die neue Schlüsseltechnologie ringen.

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