Wirtschaft

Segula plant Start im Sommer mit 1000 Opel-Beschäftigten

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Entwicklungs-Dienstleister Segula kommt voran, auch wenn immer noch nicht feststeht, wie viele Opel-Mitarbeiter aus dem Rüsselsheimer Entwicklungszentrum zu den Franzosen wechseln.

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RÜSSELSHEIM – Noch während der französischen Sommerferien, die im Juli beginnen, will Segula in Rüsselsheim und auf dem Testgelände Dudenhofen operativ starten. Das sagte Martin Lange, Deutschlandchef des französischen Entwicklungsdienstleisters, am Dienstag in Rüsselsheim. Bis dahin will man sich weiter um Opel-Beschäftigte aus dem ITEZ bemühen. Die mussten sich gestern bis 18 Uhr beim Autobauer erklären, ob sie lieber die Abfindung wählen oder den Wechsel. 1000 und damit die Hälfte derer, die Opel abgeben will von 6400 insgesamt, haben sich zuvor fürs Geld entschieden. 2018 waren bis zu 275 000 Euro Abfindung gezahlt worden. Dass kurz vor Ende der Phase zwei ein Haustarifvertrag mit der IG Metall in „guter, konstruktiver Atmosphäre“ nach nur vier Verhandlungsrunden abgeschlossen wurde (wie gemeldet), hat sicher manchen zum erneuten Nachdenken gebracht.

Denn hier sollen nach dem noch ausstehenden Closing des Vertrages mit Opel sichere Jobs in einem gewohnten Umfeld bis Juli 2023 garantiert werden und die Fortführung der Altersvorsorge. Für Lange ein „Schritt in die richtige Richtung und eine solide Basis.“ Es gehe um die nachhaltige Absicherung wertvoller, wichtiger Industriearbeitsplätze. „Das Klima ist jedenfalls sehr viel besser geworden“. Neues freilich gibt es beim Thema Arbeitszeit und Flexibilität, was konjunkturelle und betriebliche Schwankungen ausgleichen soll. Ein Langzeitkonto könne beispielsweise für ein Sabbatical genutzt werden oder für einen vorgezogenen Ruhestand. Die Wahl eines Betriebsrates bei Segula ist für Lange eine Selbstverständlichkeit. Und Personalchef Udo Bekker wies darauf hin, dass man dabei ist, eine eigene Firmenkultur zu entwickeln, eine Gestaltungsaufgabe, die alle Beschäftigten mitnehmen soll.

„Für die IG Metall ist es von großer Bedeutung, in diesem Sektor der industriellen Dienstleistungen die Tarifbindung zu erhöhen“, hatte IG-Metall-Bezirksleiter Jörg Köhlinger zum Haustarif gesagt. Jochen Homburg, Chef der Metaller in Darmstadt, zeigte sich ebenfalls zufrieden. Unternehmen wie Bertrandt seien nämlich nicht tarifgebunden. Gleichwohl blieben Zweifel, ob das Segula-Geschäftsmodell funktioniere.

Solide Zahlen

Der französische Entwicklungsdienstleister Segula setzt mit 12 000 Beschäftigten in 30 Ländern rund 700 Millionen Euro um (davon 60 Prozent Automotive). Die jährlichen Zuwächse liegen bei 20 Prozent, die Umsatzrendite vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen bei sechs bis acht Prozent.

Dass das französische Familienunternehmen mit zwei Monaten Verspätung hierzulande loslegt, tangiere ihn nicht, sagte Lange. Oder wenn am Tag eins zunächst nur 1000 Beschäftigte an Bord sind und erst in drei, vier Jahren 2000 bis 2500. Rund 400 Opel-Experten haben dem Vernehmen nach unterschrieben oder stehen kurz davor, zudem gibt es knapp 700 Initiativbewerbungen externer Fachkräfte. Und auch kleinere Engineering-Dienstleister vor Ort meldeten sich mit Kooperationsangeboten. Hinderlich sei es nicht, dass aktuell beispielsweise die chinesische Firma Geely in Raunheim ein Entwicklungszentrum aufbaut. Das, so Langes Einschätzung, befruchte vielmehr des Automotive-Cluster in der Region.

Segula selbst wird sich um autonomes Fahren kümmern und Konnektivität, neben Brennstoffzellen und Elektroantrieben aber auch um die Optimierung von Verbrennungsmotoren. Man will entlang der gesamten Entwicklungswertschöpfungskette tätig sein. Dabei schaue man auch auf asiatische Kunden, so Lange.

Dass zunächst 90 Prozent der Aufträge von Opel, deren Ex-Mutter GM und PSA die Auslastung sichern, sei für einen reibungslosen Start wichtig. Lange hofft, Opel als langfristigen Kunden behalten zu können mit einem Anteil von dann 20 bis 40 Prozent. „Es soll nicht nur ein guter Nachbar sein“, so Lange. Denn südlich der Bahnlinie auf dem Opel-Areal ist der Segula-Campus angesiedelt. Die Gebäude seien bereits entsprechend vorbereitet, die IT sei startklar.

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