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Opel: Streit um Segula und Entwicklungszentrum beigelegt

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Management und Betriebsrat einigen sich im Streit ums Opel-Entwicklungszentrum: Der Autobauer öffnet die Abfindungskasse. Gute Nachrichten für Auszubildende: Sie werden unbefristet übernommen.

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RÜSSELSHEIM – Nach dem Willen von Opel und PSA sollen im noch rund 6400 Mitarbeiter zählenden Entwicklungszentrum in Rüsselsheim rund 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Erreichen wollte man das über einen Deal mit dem französischen Entwicklungsdienstleister Segula, der die rund 2000 Mitarbeiter, die es treffen würde, übernehmen will und von Rüsselsheim aus künftig den deutschen Markt erobern will. Droht dieser Deal nun zu platzen?

Nach der Einigung zwischen Betriebsrat und Management zum Stellenabbau im Entwicklungszentrum mehren sich im Unternehmen die Stimmen, die die Chancen für Segula schwinden sehen, mit vielen Ex-Opelanern von Rüsselsheim aus in Zukunft das große Rad drehen zu können. Denn Arbeitnehmervertreter und Geschäftsführung haben nach monatelangem, erbittertem Streit in einer sogenannten Einigungsstelle vereinbart, für die Opel-Ingenieure des Entwicklungszentrums vor einem eventuellen Wechsel zu Segula wieder die Abfindungskasse zu öffnen. Und ihnen auch Vorruhestands- und Altersteilzeitangebote zu unterbreiten – ausgeweitet bis zum Jahrgang 1963.

Als im Opel-Entwicklungszentrum die Reaktion von Segula die Runde macht, staunen viele nicht schlecht. „Der Weg zur erfolgreichen Umsetzung unseres Projektes ist jetzt frei“, freut sich Segula-Deutschlandchef Martin Lange. Allerdings dürfen die Opel-Ingenieure im Entwicklungszentrum jetzt wählen, ob sie zum französischen Entwicklungsdienstleister wechseln – oder ob sie die wieder neu aufgelegten Abfindungsangebote annehmen.

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Geringe Wechselbereitschaft

2000 der noch 6400 Mitarbeiter sollten so die Seite wechseln. Doch die Bereitschaft zum Wechsel ist nach Informationen dieser Zeitung bei den Opel-Ingenieuren gering. Die Perspektiven unter Segula, die hierzulande bislang kaum präsent sind, gelten in der Arbeitnehmerschaft als zu unsicher. Bei Betriebsrat und Gewerkschaft ist der von Opel und den Franzosen vereinbarte Teilverkauf des Entwicklungszentrums und des Testgeländes in Rodgau-Dudenhofen bislang auf erbitterten Widerstand gestoßen. Trotz erheblicher Ausgleichszahlungen erachtet man das Segula-Geschäftsmodell als nicht tragfähig.

Nach der Einigung zwischen Betriebsrat und Opel-Geschäftsführung ist nun einem eventuellen Wechsel zu Segula vorgeschaltet, den Mitarbeitern des Entwicklungszentrums Abfindungs- sowie Vorruhestands- und Altersteilzeitangebote zu unterbreiten. Viele bei Opel stellen sich die Frage: Was bleibt dann noch für den französischen Entwicklungsdienstleister übrig?

Es gibt auch Stimmen, die meinen: eine ganze Menge. Autobauer und Zulieferer gingen verstärkt dazu über, Ingenieurarbeiten auszulagern, meint Experte Ferdinand Dudenhöffer. Seiner Ansicht nach schränkt das die Möglichkeiten frei werdender Opelaner auf dem Arbeitsmarkt ein und steigert gleichzeitig die Chancen für Entwicklungsdienstleister.
Segula reagiert jedenfalls demonstrativ optimistisch: „Der Segula-Engineering-Campus (in Rüsselsheim, d. Red.) kommt,“ betont Lange. Das Interesse von externen Kunden sei groß, man sehe eine gute Auftragslage. Das Unternehmen will nun „eine schnelle Einigung zum Tarifvertrag mit der IG Metall“. „Wir bringen Beschäftigung, Stabilität und Sicherheit für die Mitarbeiter“, ergänzt Personalchef Udo Bekker. Opel wiederum „bestätigt die strategische Partnerschaft zur langfristigen Sicherung hoch qualifizierter Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung“.

Lösung für Auszubildende

Die Höhe der Zahlungen entspreche denen der ersten Abfindungsrunde, heißt es bei der Nachrichtenagentur dpa, die sich auf Unternehmenskreise beruft. 2018 waren Abfindungen mit Grundbeträgen bis zu 275.000 Euro gezahlt worden. Damals verließen 3700 Leute das Unternehmen.

Auch in einem zweiten Streit haben Arbeitnehmervertretung und Management nun eine Einigung erzielt. Opel fährt im Sparkurs die Ausbildung deutlich zurück und wollte zuletzt sogar Azubis, die ihren Abschluss im Sommer 2018 gemacht und Jahresverträge erhalten hatten, nach Hause schicken. Die Lehrlinge, die im Winter 2019 auslernen, sollten nur für ein Jahr befristet beschäftigt werden.

Das hatte gerade in der jungen Belegschaft einen Sturm der Entrüstung entfacht, auf den die IG Metall-Jugend mit einer Kampagne und Unterschriftenaktion reagierte. Nun gib es gute Nachrichten für den Opel-Nachwuchs: Die Auszubildenden beziehungsweise Auslerner des Zeitraums Sommer 2018 bis Winter 2019 werden den Mitteilungen von Geschäftsführung und Betriebsrat zufolge unbefristet übernommen.

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