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Konzentration auf Wirkstoffe gegen Krebs

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Die Produktpipeline der weltgrößten Pharmaunternehmen ist prall gefüllt. Vor allem gegen Krebs werden neue Wirkstoffe entwickelt. Das hat eine Branchenanalyse des Beratungshauses EY ergeben.

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FRANKFURT – Patienten können in den nächsten Jahren vor allem auf neue Therapeutika gegen Krebs hoffen. Entsprechende Wirkstoffe dominieren die Produktpipeline der weltgrößten Pharmakonzerne mit einem Anteil von 42 Prozent. Mit weitem Abstand folgen Arzneien gegen Infektionskrankheiten und Krankheiten des zentralen Nervensystems wie Alzheimer-Demenz mit einem Anteil von jeweils 9,9 Prozent. Das hat eine Branchenanalyse des Beratungshauses EY ergeben.

Deutsche Konzerne liegen gegenüber den USA zurück

Gerade bei Krebsmedikamenten sind derzeit Konzerne aus den USA und der Schweiz führend. Pfizer führt mit einem Umsatz von umgerechnet 42,4 Milliarden Euro die Spitze der größten Pharmaunternehmen an. Während die zehn stärksten Konzerne im Jahr 2018 laut EY ihren Umsatz um 2,6 Prozent steigerten, mussten die drei größten deutschen Unternehmen Bayer, Boehringer Ingelheim und Merck ein Minus von 0,3 Prozent hinnehmen.

Die Pipeline der 22 weltgrößten Pharmaunternehmen ist laut EY prall gefüllt, allerdings hat die Dynamik abgenommen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Wirkstoffe, die sich in der klinischen Entwicklung befinden, um 4,6 Prozent. Im Jahr 2017 fiel das Plus mit 17,2 Prozent allerdings deutlich höher aus. Die Konzerne haben ihre Forschungs- und Entwicklungsausgaben um 1,7 Prozent ausgeweitet. „Neue Wirkstoffe und echte Therapiedurchbrüche müssen teuer entwickelt werden“, sagte EY-Pharmaexperte Gerd Stürz laut Mitteilung in Frankfurt. Der Erfolg sei ungewiss, das Risiko hoch. Regulatorische Anpassungen und Preisdebatten in wichtigen Märkten wie den USA belasteten die Gewinnmargen. Im Schnitt investieren die Unternehmen 19,1 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Beim vor der Übernahme stehenden Biopharma-Unternehmen Celgene sind es sogar 37 Prozent. Ähnlich hohe Quoten weisen die Darmstädter Merck (27 Prozent) und Boehringer Ingelheim (22,1 Prozent) auf.

Die Abhängigkeit von Blockbuster-Medikamenten nimmt nach den EY-Recherchen weiter zu. Fast zwei Drittel der Umsätze erzielten die Pharmakonzerne mit Wirkstoffen, die mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erzielten. Das sind 2,6 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Die Abhängigkeit von den umsatzstärksten Arzneien ist extrem. Große Biotechnologieunternehmen (78,5 Prozent) hängen dabei stärker am Tropf einzelner Therapeutika als Pharmakonzerne (58,9 Prozent). Bei Celgene werden neun von zehn Euro Umsatz mit Blockbustern erzielt. Bei AbbVie sind es 76,2 Prozent, bei Boehringer Ingelheim 52,3 Prozent, bei Bayer 43,2 Prozent und bei Merck 26,0 Prozent.

„Die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie die prall gefüllte Pipeline zeigen, dass die Unternehmen weiterhin auf die klassische Wirkstoffentwicklung setzen“, erläuterte Siegfried Bialojan, Leiter des EX Life Science Centers in Mannheim. Dahinter stehe die Strategie, über die Etablierung von Blockbustern in den Haupttherapiegebieten die Marktführerschaft und damit hohe Preise zu sichern. „Eigentlich neigt sich die Ära der Blockbuster dem Ende zu“, berichtete Bialojan. Personalisierte Therapien würden künftig immer wichtiger.

Ohnehin steht die Branche nach Überzeugung von EY-Pharmaexperte Stürz vor einer Neuausrichtung. Pharmakonzerne entwickelten sich immer stärker zu Gesundheitsdienstleistern. „Es wird für sie darauf ankommen, über Plattformen Gesundheitsdaten zu analysieren und passgenaue Angebote für Patienten zu entwickeln.“

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