Politik

Kommentar: Schicksalswahl in der CDU

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Die mit Spannung erwartete Wahl auf dem CDU-Parteitag am Freitag kommentiert Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur.

München – Wochen lang haben sich die Kandidaten der großen CDU-Castingshow „Deutschland sucht den Super-Kanzler“ mit Wattebäuschchen beworfen. Am Donnerstag wurden in der Partei, die gern die feine Dame der deutschen Politik gibt, aber doch noch die schweren Geschütze aufgefahren: Über einen angeblichen „Dammbruch“ empörte sich Bundeswirtschaftsminister Altmaier nach dem Pro-Merz-Votum von Bundestagspräsident Schäuble. Der Partei-Altlinke Blüm geißelte Merz gar als „Mann der Geldwirtschaft“.

Vor allem Altmaiers Gejammer über Schäubles Wahlkampf ist scheinheilig. Schließlich haben sich auch die führenden Vertreter des Merkel-Lagers wenig Zurückhaltung bei ihrem Werben für Annegret Kramp-Karrenbauer auferlegt, darunter die Ministerpräsidenten von der Küste und des Saarlandes. Wenig wahrscheinlich also, dass sich die Delegierten durch die Manöver in letzter Minute noch aus der Ruhe bringen lassen. Im Gegenteil: Je vehementer sich die Granden des Systems Merkel für AKK ins Zeug legen, desto größer deren Risiko, doch als die „Mini-Merkel“ wahrgenommen zu werden, die sie nicht sein will.

Von größerem Interesse waren die letzten inhaltlichen Signale, die die beiden aussichtsreichen Kandidaten funkten: Kramp-Karrenbauer will die kleinen Renten aufbessern, Merz eine „Agenda für die Fleißigen“ auf den Weg bringen mit Steuer- und Abgabensenkungen. (Noch mehr) in der Wählerschaft von SPD und Grünen wildern will die eine, Stimmen von FDP und AfD zurückholen der andere. 1001 CDU-Delegierte stehen vor einer Richtungsentscheidung, die die deutsche Parteienlandschaft umpflügen dürfte wie keine andere seit der Wahl einer gewissen Angela Merkel. Man nennt so was Schicksalswahl.

Sie erreichen den Autor unter Georg.Anastasiadis@merkur.de.

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