Politik

Gefährlicher Notfall bei Merkel-Flug – Regierung prüft kriminellen Hintergrund

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Angela Merkel verpasst den Start des G20-Gipfels – an ihrem Flugzeug gab es eine seltene, hochgefährliche Panne. Die Bundesregierung prüft einen kriminellen Hintergrund.

Bonn/Berlin – Nach der unplanmäßigen Landung der Regierungsmaschine von Kanzlerin Angela Merkel auf dem Weg zum G20-Gipfel lässt die Bundesregierung einem Zeitungsbericht zufolge einen möglichen kriminellen Hintergrund des Zwischenfalls prüfen. Die durch eine elektronische Störung in dem Airbus vom Typ A340-300 ausgelöste Landung in Köln/Bonn werde kriminalistisch aufgearbeitet, berichtet die Rheinische Post am Freitag online unter Berufung auf Sicherheitskreise. In Regierungskreisen hieß es demnach, nach einem solchen Vorfall werde in „alle Richtungen“ ermittelt.

Der von Merkel als „erfahrenster Flugkapitän der Flugbereitschaft“ bezeichnete Pilot soll laut „Rheinischer Post“ von einem beispiellosen Ausfall des Kommunikationssystems gesprochen haben. So etwas sei nicht für möglich gehalten worden, hieß es demnach in Sicherheitskreisen. Merkel habe mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) über den Abbruch der Flugreise gesprochen.

Komplettes Kommunikationssystem ausgefallen - „gefährlicher Notfall“ beim Flug zu den G20

Nach Informationen des Spiegel war an Bord der Maschine mit dem Namen „Konrad Adenauer“ das komplette System zur Kommunikation mit dem Boden ausgefallen. Ein solcher Komplettausfall der Kommunikationsanlage, die durch mehrere Ersatzsysteme abgesichert sei, gilt dem Magazin zufolge in der Luftfahrt als gefährlicher Notfall. Deswegen hätten sich die Piloten sofort entschlossen, den Flug abzubrechen.

Auch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen weite Teile eines für den Flugbetrieb dringend benötigten Elektroniksystems ausgefallen sein. Über dem Atlantik sei Kerosin abgelassen worden, um das Gewicht des für den Transatlantikflug vollgetankten Airbus zu verringern. Zeitweise sei fraglich gewesen, ob überhaupt eine Landung möglich gewesen wäre.

Der Spiegel schreibt, nur mit dem Satellitentelefon an Bord sei es der Crew gelungen, Kontakt zur Flugleitstelle aufzunehmen und die Landung auf dem Flughafen in Köln-Bonn zu planen. Die Situation soll nach Spiegel-Informationen so brenzlig gewesen sein, dass Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) schon nach dem Komplettausfall der Funkanlage informiert wurde.

Regierungssprecher Steffen Seibert wollte sich zunächst nicht näher zu dem Defekt äußern. Er bitte um Verständnis, aber zu technischen Details und zur Fehleranalyse müssten sich die Flugbereitschaft und das Verteidigungsministerium äußern.

Gefährlicher Fehler an „Konrad Adenauer“ – Merkel lobt Crew

Merkel sagte, als sie von einem Mitglied der Crew aus einem Briefing geholt worden sei, habe sie zunächst daran gedacht, dass in Deutschland etwas vorgefallen sein könnte. Ausgesprochen lobend äußerte sich die Kanzlerin über den Flugkapitän und die Besatzung: Sie habe „eine sehr, sehr exzellente Crew gehabt“. Das Kommando habe „der erfahrenste Kapitän der Flugbereitschaft“ gehabt.

Nach Angaben von Seibert wollten die CDU-Vorsitzende und der mitreisende Finanzminister Olaf Scholz am frühen Freitagmorgen mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe zunächst nach Madrid und dann per Linienflug weiter nach Buenos Aires fliegen. Die Kanzlerin wolle versuchen, zum Abendprogramm und zum Abendessen der Staats- und Regierungschefs in der argentinischen Hauptstadt einzutreffen. Vor Ort solle dann alles weitere geklärt werden, wie etwa das Nachholen bilateraler Treffen. Seibert sagte weiter, man hätte am Freitag mit einem Ersatzflugzeug der Flugbereitschaft erst viel später abfliegen können als bei der nun gewählten Lösung über Madrid. Dies liege an der Verfügbarkeit der notwendigen Besatzung.

Immer wieder Probleme: Auch Steinmeier und Scholz waren betroffen

Flugzeuge der Bundesregierung bereiten immer wieder Probleme. Erst Mitte Oktober gab es eine Panne mit der „Konrad Adenauer“. Nagetiere hatten die Maschine in Indonesien lahmgelegt und Scholz zur Rückreise per Linie von der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) gezwungen. Mäuse oder Ratten waren in den geparkten Airbus gelangt und hatten wichtige Kabel angeknabbert. Somit wurde Scholz nun zum zweiten Mal binnen sechs Wochen Leidtragender eines Defekts mit einem Langstrecken-Airbus, von denen die Flugbereitschaft nur zwei hat. Jüngst war es auch bei der Afrika-Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Verzögerungen wegen eines technischen Defekts an seiner Maschine gekommen.

Auf die Frage, ob es nach mehreren Vorfällen mit Regierungsflugzeugen in jüngster Zeit notwendig sei, die Sicherheit der Flugzeuge in Frage zu stellen, sagte Merkel am Freitagmorgen: „Ein einzelner Vorfall sollte uns nicht dazu bringen, das System zu verändern.“

Die „Konrad Adenauer“ war um 19.00 Uhr in Berlin gestartet und landete gegen 21.00 Uhr in Köln. Während eines Briefings war die Kanzlerin um kurz vor 20.00 Uhr mit den Worten „Es ist wichtig“ von einer Stewardess aus dem Besprechungsraum des Flugzeugs geholt worden. Kurze Zeit später teilte Merkel mit, dass man wegen eines technischen Defekts zurückkehren müsse. Gegen 20.30 Uhr informierte der Flugkapitän die Mitreisenden, dass ein technisches Problem zur Folge habe, dass einige elektrische Systeme am Flugzeug ausgefallen seien. Daher könne man so nicht weiter über den Atlantik fliegen.

Panne an Regierungsflugzeug: Mehrere Feuerlösch-Fahrzeuge warteten am Flughafen

Auf dem Flughafen Köln/Bonn erwarteten mehrere Feuerlösch-Fahrzeuge Merkels Flugzeug, das eine harte Landung hatte, da beim Flug nach Köln zu wenig Treibstoff verbraucht und abgelassen werden konnte. Der Flughafen ist der Heimatstandort der Regierungsflugzeuge. Zudem war die verbleibende Flugzeit nach Köln geringer als nach Berlin.

Seibert zufolge wird Merkels Ehemann Joachim Sauer die Kanzlerin nicht mehr nach Buenos Aires begleiten, sondern nach Berlin zurückkehren. Er würde wegen der Verzögerung zu viel vom Partnerprogramm verpassen.

Alle Neuigkeiten zur Ukraine-Krise – die auch Thema beim G20-Gipfel sein wird – finden Sie in unserem News-Ticker.

dpa/fn

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