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„Fundamentalistische Sekte“? Österreichs Ex-Kanzler Kurz lässt Prediger für sich beten

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„Fundamentalistische Sekte“? Österreichs Ex-Kanzler Kurz lässt Prediger für sich beten

Sebastian Kurz steht in Österreich in der Kritik: Er ließ vor tausenden Zuhörern einen evangelikalen Prediger für sich beten – von „sektenähnlichem Verhalten“ ist die Rede.

Wien – Womöglich kann Sebastian Kurz (ÖVP) ein wenig göttlichen Beistand gerade gut gebrauchen: Nach dem Platzen seiner ÖVP-FPÖ-Koalition musste Kurz aus dem österreichischen Kanzleramt weichen – und versucht nun im Wahlkampf den Rückweg an die Regierungsspitze zu ebnen. Bei einem Auftritt in der Wiener Stadthalle nahmen Kurz, ein evangelikaler Prediger und rund 10.000 Zuschauer diese Phrase aber arg wörtlich. Die skurrilen Momente rufen in Österreich seit Tagen harsche Kritik hervor.

Österreich: „Gott, wird danken dir so sehr für diesen Mann“ – Erweckungs-Prediger betet für Kurz

Kurz war am Sonntag bei einem religiösen Großevent der sogenannten Awakening-Bewegung aufgetreten. Geleitet wird die Glaubensgemeinschaft von dem Australier Ben Fitzgerald. Der Prediger stimmte bei dem Großevent auch ein Gebet für Kurz an: „Gott, wir danken dir so sehr für diesen Mann. Für die Weisheit, die du ihm gegeben hast. Für das Herz, das du ihm für dein Volk gegeben hast“, sagte er laut ORF vor den mehreren tausend Anwesenden. Zugleich forderte er die Zuhörer auf, weiterhin für Kurz zu beten.

Auch Kurz selbst meldete sich zu Wort. Er dankte dem Bericht zufolge Fitzgerald und dem ebenfalls anwesenden Erzbischof und Kardinal Christoph Schönborn für die Gebete „für Österreich und die neun Bundesländer“. Zugleich habe der Kanzler a.D. Beispiele für „österreichische Nächstenliebe und Barmherzigkeit“ zitiert. Zu sehen ist auf den Videobildern aber auch: Kurz steht beinahe wie versteinert vor Prediger Fitzgerald – und scheint den Blick in den Saal, in dem tausende Menschen mit erhobenen Armen beten, zu vermeiden. Er habe für seine Verhältnisse „starr gewirkt“, befand Kurz später selbst.

Andere Bestandteile der Veranstaltung sorgten ebenfalls bei einigen Beobachtern für Argwohn. So wurde in der Stadthalle Wien laut ORF auch eine vermeintliche Krebsheilung vorgenommen.

FPÖ attackiert Ex-Partner Kurz: „Sektenähnliches Verhalten“

Harsche Kritik ließ nicht lange auf sich warten: „Sehr befremdlich“ nannte der frühere Koalitionspartner FPÖ den Auftritt in einer Pressemitteilung. „Mit diesem sektenähnlichen Verhalten wurde eine klare Grenze überschritten“, erklärte Generalsekretär Christian Hafenecker.

„Es ist peinlich, wenn sich ein Altkanzler an fundamentalistische religiöse Sekten anbiedert und für sich beten lässt“, erklärte der Gründer und Vizechef der im österreichischen Nationalrat vertretenen Partei JETZT, Peter Pilz: „Gefährlich wird es, wenn er den Religionskampf dieser Sekten unterstützt.“

Österreich: Wirbel um Kurz‘ Auftritt mit Prediger – Böhmermann will „nichts damit zu tun“ haben

Eine Wortmeldung aus Deutschland gab Satiriker Jan Böhmermann ab. „Ich habe mit diesem Video nichts zu tun“, erklärte er am Montag auf Twitter – womöglich auch eine Anspielung auf einen kleinen-Eklat um ein Interview mit dem ORF. Der Sender hatte sich nach der Ausstrahlung vorsorglich von Böhmermanns Worten „distanziert“.

Mit Spott wurden die Szenen in den sozialen Netzwerken aufgenommen. So erinnerte ein User an die humorige Debatte über eine Kurz überraschend ähnlich sehende Heiligenstatue in einer französischen Kapelle. „Beten für den Messias“, lautete sein Kommentar.

„Segensgebet“ für Sebastian Kurz: „Nichts Verwerfliches gesagt“

Kurz bemühte sich in der Folge, die Wogen zu glätten. Er habe bei dem Auftritt nichts Verwerfliches gesagt, betonte er. Mit Blick auf Zweifel an der Awakening-Bewegung sagte Kurz, er habe „guten Kontakt zu allen Religionsgemeinschaften“ – Fitzgerald habe er vor dem gemeinsamen Auftritt noch nie getroffen.

Auch das Erzbistum Wien wies die Kritik zurück. "Wir sind als Christen aufgefordert, für Politiker zu beten", sagte ein Sprecher. Ein parteipolitische Vereinnahmung könne er nicht erkennen – schließlich habe man weder für die ÖVP noch für einen Wahlsieg Kurz‘ gebetet. In Österreich stehen nach der Ibiza-Affäre und ihren Auswirkungen im September Neuwahlen an.

In Deutschlands südlichen Nachbarland gab es zuletzt auch Wirbel um fragwürdiges Vorgehen der Polizei – bei einer Demonstration in Wien hatten Beamte unter anderem einen Demonstranten unter ein anfahrendes Auto gedrückt.

fn

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