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Ehepaar verliert alles bei schrecklichem Brand: „Habe nur noch laut geschrien“

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Ende Oktober lief Peter Skrypczak laut schreiend durch sein Haus: „Es brennt, ruf die Feuerwehr an.“ Bei dem Brand verloren er und seine Frau ihr gesamtes Hab und Gut. So geht es ihnen jetzt.

Trendelburg – Vier Wochen nach dem Vorfall erzählt Skrypczaks Frau Monika, wie sie den Schicksalsschlag im nordhessischen Trendelburg im Landkreis Kassel erlebte.

„Plötzlich kam im ersten Stock unter den Türschlitzen Rauch hervor“, erinnert sich die 64-Jährige an den Moment, von dem an sie nur noch automatisch quasi wie ferngesteuert handelte. „Ich war so aufgeregt, dass es mir nicht mal gelang, die Feuerwehr anzurufen – deshalb benachrichtigte ich die Polizei, deren Nummer ich im Handy abgespeichert habe.“

Was bis zum Eintreffen der Brandlöscher passierte, kann die Ruheständlerin gar nicht mehr genau sagen, sie wisse nur noch, dass ihr Mann vom Terrassendach aus mit einem Gartenschlauch versucht habe, das Feuer einzudämmen, ein gefährliches Vorhaben, das auch anders hätte ausgehen können. Nach mehreren Aufforderungen, endlich den Gefahrenbereich zu verlassen, gab der 63-Jährige schließlich auf – zu gewaltig hatten sich die Flammen in nur kurzer Zeit entwickelt. Bilder der Löscharbeiten gibt es auf HNA.de*

Der Hund wurde als erstes gerettet

Die Hausherrin selbst ist dann noch mal kurz in den Eingangsbereich gerannt, um ihre Portemonnaies, der Papiere wegen und die Autoschlüssel zu retten – mehr war erst mal nicht möglich. Mit dabei ihr kleiner Hund, „den ich als erstes unter meinen Arm geklemmt hatte.“

Bei Eiseskälte in nur leichter Hauskleidung irrten beide vor ihrem Fachwerkhaus herum, als das erste Feuerwehrauto eintraf. „Ich habe dann nur noch laut geschrien – die Anspannung war so groß, es musste raus.“ Dachte das Paar zu Beginn noch, dass ihr Heim zu retten sei, so wurde mit dem Fortschreiten des Feuers klar, dass keine Hoffnung besteht. Besonders verzweifelt war Monika Skrypczak, dass all ihre Unterlagen von ihrer Depressionsgruppe noch im Haus waren. „Seit sechs Jahren leite ich diese Gruppe ehrenamtlich – zig Aktenordner, Dateien und sonstige Dokumente – meine gesamte Arbeit dafür sah ich als verloren an.“ Doch dank der Feuerwehrmänner konnte davon einiges gerettet werden, wenn auch nicht unversehrt, so hat sie das Wichtigste wiederbekommen.

Mittlerweile gehen die Brandermittler von einem technischen Defekt aus, wie HNA.de* berichtet. 

Die ersten beiden Wochen nach dem Brand lebte das Ehepaar bei Monika Skrypczaks Sohn in Fuldatal, danach wechselten sie nach Ahnatal, wo sein Sohn aus erster Ehe ein Haus gemietet hat. „Mir fehlt das ganz normale Leben, der geregelte Alltag und natürlich ein ruhiger Ort zum Zurückziehen“, sagt sie leise. Wie es weitergehen soll, weiß sie nicht genau – es gibt Pläne, aber mindestens genauso viele Hürden, vor allem finanzieller Natur. Jeder einzelne Tag in dieser jetzigen Situation ist schwer – es zermürbt, wo doch Kraft für das Zurückfinden ins Leben benötigt wird.

Monika Skrypczak: Von vorn anfangen

Frau Skrypczak, warum hatten Sie ihr Haus nicht versichert?

Monika Skrypczak: Ich hatte mich da informiert und es sah nicht gut aus, denn ein solch altes Haus, was komplett in Eigenregie umgebaut worden ist, zu versichern, ist entweder gar nicht möglich oder sehr teuer. Das Gebäude war einst eine Art Scheune, die mein Mann selbst zu einem Haus umgebaut hat. Und da es, wenn überhaupt sehr kostspielig geworden wäre, haben wir davon abgesehen.

Was können Menschen für Sie tun?

Skrypczak: Eigentlich bin ich eher der Typ Mensch, der anderen lieber etwas gibt, als selbst etwas zu nehmen. Wer möchte, kann uns natürlich gerne etwas spenden, wir brauchen jeden Cent, denn wir müssen ja ganz von vorn anfangen.

Welche Rolle spielt die von Ihnen geleitete Depressionsgruppe?

Skrypczak: Sie waren die Ersten, die uns geholfen haben. Sie haben uns Bettzeug beschafft und auch Kleidung für die ersten Tage. Wir selbst haben uns dann auch noch etwas zum Anziehen günstig besorgt, aber das ist ein völlig anderes Einkaufen, als man es sonst kennt.

Was vermissen Sie an ihrem Haus am meisten?

Skrypczak: Ich kann nicht sagen, dass ich mein schönes Bad oder meinen Garten am meisten vermisse, es sind vor allem die täglichen Aufgaben, das normale Leben eben mit entsprechenden Ruhephasen, die mir sehr fehlen. Es ist derzeit eher ein Überleben anstatt eines Lebens.

Wie war die Betreuung vonseiten der Stadt?

Skrypczak: Bürgermeister Lange hat stets Kontakt mit uns gehalten und getan, was ihm möglich war – wir sind ihm sehr dankbar für sein Engagement. Er bot uns auch eine Bleibe für die erste Zeit an und auch die Ortsvorsteherin hat sich sehr für uns eingesetzt.

Von Tanja Temme, HNA*

*HNA.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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