Politik

Belästigungsvorwürfe gegen Papst-Gesandten – Staatsanwaltschaft fordert Aufhebung der Immunität

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Nach der Anti-Missbrauchskonferenz der Kirche steht die Institution weiter in der Kritik. Die Pariser Staatsanwaltschaft will die Immunität des Papst-Gesandten Luigi Ventura aufheben. 

Update vom 15. März, 20.41 Uhr: Im Zuge von Ermittlungen wegen sexueller Belästigung gegen den päpstlichen Gesandten in Paris hat die französische Staatsanwaltschaft die Aufhebung der diplomatischen Immunität von Luigi Ventura gefordert. Sie bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der Zeitung "La Croix". Gegen Ventura wurden vier Anzeigen erstattet, drei der Kläger wurden bereits von Ermittlern angehört, wie die Nachrichtenagentur AFP aus informierten Kreisen erfuhr.

Mindestens drei der Kläger werfen dem 74-Jährigen vor, sie unsittlich am Hintern angefasst zu haben. Gegen den päpstlichen Gesandten ermittelt deshalb bereits seit Ende Januar die Pariser Staatsanwaltschaft.

Die französische Regierung hatte den Vatikan in der Sache bereits zum Handeln aufgerufen. Europaministerin Nathalie Loiseau sprach von "schwer wiegenden" Vorwürfen gegen den Nuntius. Ventura ist seit 2009 Gesandter in Frankreich und genießt deshalb diplomatische Immunität.

Aus Kanada war ein ähnlicher Vorwurf bekannt geworden, wo Ventura früher als Nuntius diente. Papst Franziskus hatte Ende Februar zum Abschluss einer Missbrauchskonferenz im Vatikan angekündigt, künftig transparent mit solchen Vorwürfen umzugehen. Die Kirche wolle Missbrauchsfälle nicht mehr vertuschen oder verharmlosen, versprach er.

Vertuschung von Kindesmissbrauch: Verurteilter Erzbischof zu Privataudienz bei Papst erwartet

Update vom 14. März, 15.16 Uhr: Der wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch verurteilte französische Kardinal Philippe Barbarin trifft am Montag Papst Franziskus in Rom. Der 68-Jährige werde am Montagvormittag um 10.00 Uhr zu einer Privataudienz im Vatikan erwartet, teilte seine Diözese am Donnerstag in Lyon mit. Barbarin hatte dem Papst seinen Rücktritt angeboten.

Der Kardinal ist seit 2002 Erzbischof von Lyon und oberster katholischer Würdenträger Frankreichs. Er war vor einer Woche von einem Gericht in der ostfranzösischen Stadt zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, weil er den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch einen Priester verschwiegen hatte.

13.19 Uhr: Der wegen der Vertuschung von Kindesmissbrauchs verurteilte Erzbischof von Lyon will Papst Franziskus um seine Entlassung bitten. Das kündigte Kardinal Philippe Barbarin am Donnerstag in seiner Diözese an. Der ranghöchste Würdenträger der katholischen Kirche Frankreichs war zuvor zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden, weil er den Missbrauch durch einen Priester verschwiegen hatte.

Update vom 7. März: In Frankreich ist der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, wegen Missbrauchsvertuschung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Gericht in Lyon sprach ihn am Donnerstag schuldig, einen katholischen Priester gedeckt zu haben, der Kinder und Jugendliche missbraucht haben soll. Neben dem Kardinal standen noch fünf weitere Kirchen-Verantwortliche vor Gericht.

Auch das Urteil von Kardinal Pell ist das und lautet aktuell schuldig. 

Nonne spricht über Missbrauch durch Priester: „In meiner Rolle war das normal“ 

Die News vom 6. März, 12.32 Uhr: Die Vorwürfe gegen die katholische Kirche nehmen nicht ab, nun äußerte sich ein weiteres Missbrauchs-Opfer. Wie Doris Reisinger Deutschlandfunk Kultur erzählte, sei die heute 35-Jährige vor elf Jahren als Ordensschwester von Priestern sexuell missbraucht worden. In einer am heutigen Abend auf Arte ausgestrahlten Dokumentation (“Gottes missbrauchte Dienerinnen“) schildert Reisinger den Missbrauch. Demnach habe ein Priester ihr zunächst längere Zeit nachgestellt, bei einer Begegnung habe er sie dann  angefangen auszuziehen. 

Obwohl die damalige Ordensschwester den Mann bat aufzuhören, konnte sie den Missbrauch nicht verhindern.  „Dass man mir Schmerzen zufügen konnte, dass ich Schmerzen aushalten musste, das war nicht das Ding“, schildert Reisinger. Viel eher sei die schockierende Tat jene gewesen: „dass mir jemand meine Jungfräulichkeit raubt.“ Die 35-Jährige berichtet weiter: „In meiner Rolle war das normal, dass ich Sachen aushalten musste, die ich nicht wollte.“

Wie Reisinger der Tagesschau berichtet, sei der Missbrauch in dem Orden in Rom nicht nur in ihrem Zimmer passiert, sondern auch in einem Beichtstuhl. 

Bislang habe Reisinger weder Untersuchungsergebnisse noch ein offizielles Statement vom Vatikan erhalten, wie ebenfalls die Tagesschau berichtet. 

Update vom 5. März, 9.45 Uhr: Nach der Verurteilung des ehemaligen Vatikan-Finanzchefs George Pell wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen hat dessen Hauptverteidiger sein Mandat niedergelegt. Der australische Prominenten-Anwalt Robert Richter begründete dies am Dienstag damit, dass er nicht mehr über „ausreichend Objektivität“ verfüge. Der Jurist steht auch in der Kritik, weil er die Vorwürfe gegen seinen Mandanten als „plain vanilla sex“ (zu deutsch in etwa: „Blümchensex“) bezeichnete.

Pell sitzt inzwischen im Gefängnis. Am 13. März entscheidet ein Gericht in Melbourne über das genaue Strafmaß gegen den 77-Jährigen. Dem Kurienkardinal drohen insgesamt bis zu 50 Jahre Haft. Er weist alle Vorwürfe zurück. Gegen das Urteil aus erster Instanz hat er Berufung eingelegt. Pell – ehemals die Nummer drei des Vatikans – ist der höchstrangige katholische Würdenträger, der jemals wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde.

Sein Anwalt begründete seinen Abschied in einem Gespräch mit den Zeitungen „The Age“ und „Sydney Morning Herald“ damit, dass es ihm mittlerweile an emotionaler Distanz fehle. „Ich bin sehr verärgert über das Urteil“, sagte er. „Ich glaube, man hat einen unschuldigen Mann verurteilt.“ Pell wurde von einem Geschworenengericht einstimmig schuldig gesprochen, als Erzbischof von Melbourne 1996/97 zwei 13-jährige Chorknaben missbraucht zu haben. Demnach zwang er einen der Jungen auch zum Oralsex.

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Update vom 4. März, 11.38 Uhr: Immer wieder wurde er von einem Ordensmann in einem bayerischen Dorf sexuell missbraucht – jetzt berichtet ein Reporter über seine Erlebnisse auf Bild.de. Der heutige Journalist wollte Pfarrer werden, besuchte das Bischöfliche Studienseminar in Straubing. Die Wochenenden verbrachte er im 500 Einwohner zählenden Oberroning in Niederbayern. Ein Frater wollte ihn auf seinem Weg zum Priester begleiten.

Immer wieder habe der Ordensbruder ihn in die Scheune des elterlichen Bauernhofs gelockt, schreibt er. Dort sollte er in eine der Hosentaschen des Geistlichen greifen, aus denen der Stoff herausgetrennt war, um so Geld zu finden. Geld fand er nicht, „sondern eine Anleitung, wie man einen Ordensmann befriedigte“ – und das über Jahre. Nach zwei Jahren wurde der Geistliche versetzt. 

Über Jahre habe er gelitten, berichtet der Reporter auf Bild.de, er habe eine unermessliche Enttäuschung und Ohnmacht in sich getragen, fühlte sich hilflos und unfähig, „je wieder vertrauen zu können“.  

Vor einigen Jahren schrieb der Journalist dem Geistlichen, konfrontierte ihn mit der Vergangenheit. Der Ordensmann bat ihn daraufhin um Verzeihung. Er habe keine Verzeihung zu erwarten, so die Antwort des Bild-Reporters. Daraufhin wandte sich ein von der Kirche bestellter Psychologe an den Reporter. Doch der stellte Strafanzeige gegen den Geistlichen, der sich jedoch bereits selbst angezeigt hatte. 

Dessen Anwalt habe wissen lassen, dass sein Mandant keinerlei Erinnerungen mehr an die ihm zur Last gelegten Vorkomminisse habe und diese nicht einräumen oder bestätigen könne. Letztlich ließ sich der Autor auf einen finanziellen „Ausgleich“ ein. Gegen die Zahlung von 5000 Euro verpflichtete er sich, Anschuldigungen und Forderungen gegen den Geistlichen ruhen zu lassen – und in Zukunft zu schweigen. Er habe geschwiegen, „ zu lange“. Und: „Die Schmerzen bleiben“. 

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Missbrauchsskandal: „Kirche in 25 Jahren verschwunden“ – Staatschef schießt gegen Priester

Update vom 3. März, 2019, 18.48 Uhr: Rodrigo Duterte nutzt den Missbrauchsskandal um die katholische Kirche, um einmal mehr gegen die Institution zu wettern. „Die katholische Kirche wird verschwinden. In 25 Jahren wird sie aufgelöst. Nicht länger, die Menschen werden sie vergessen“, prophezeite der philippinische Präsident bei einem öffentlichen Auftritt. Und er legte nach: „Wenn [die Priester] scharf werden, jagen diese H****söhne Nonnen. Wenn sie schwul sind, verfolgen sie kleine Jungen. Wer braucht denn solch eine Religion?“

Der Sprecher des Staatsoberhauptes stellte später klar, dass mit den Aussagen „bestimmte Priester“ gemeint seien. Diese hätten „ihre eigenen Gelübde gebrochen“. Duterte hatte immer wieder gegen die katholische Kirche geschossen. Hintergrund seiner Aggression soll die öffentliche Kritik der Institution an der brutalen Kampagne des Philippino zur Bekämpfung von Drogen und Kriminalität sein.

Kirche: Katholiken glauben nicht an Umsetzung der Papst-Versprechen

Update vom 2. März 2019, 11.17 Uhr: Die deutschen Katholiken gehen mit ihrer Kirche hart ins Gericht. Laut einer Insa-Umfrage im Auftrag der "Bild"-Zeitung unter 4000 Deutschen – 1004 davon Katholiken – glauben 82 Prozent dieser Kirchenmitglieder, dass der Umgang mit den Missbrauchsfällen ihrer Kirche "langfristig schaden" werde. 52 Prozent der befragten Katholiken haben demnach schon einmal überlegt, aus der Kirche auszutreten. 38 Prozent denken aktuell über einen Kirchenaustritt nach, 22 Prozent haben sich den Austritt fest vorgenommen!

Auch bei der Aufklärung der Missbrauchsfälle haben viele Katholiken das Vertrauen verloren. Nur 19 Prozent der Katholiken erwarten der Umfrage zufolge, dass die Kirche ihr Null-Toleranz-Versprechen in die Tat umsetzen werde – 53 Prozent glauben es nicht.

Jeweils mehr als zwei Drittel der Befragten finden der Umfrage zufolge, dass das verpflichtende Zölibat für Priester abgeschafft werden sollte und dass die katholische Kirche weibliche Priester zulassen sollte. Fast die Hälfte der Befragten denkt, dass Papst Franziskus schlecht mit Missbrauchsfällen umgeht. Lediglich elf Prozent sind allerdings der Ansicht, dass er deshalb zurücktreten sollte.

Nur zwölf Prozent aller Befragten (18 Prozent der Katholiken) finden die Eintreibung der Kirchensteuer durch den Staat noch zeitgemäß. 74 Prozent wünschen sich ein anderes System.

Kirche: Theologe findet, Anti-Missbrauchsgipfel habe Prozess in Gang gesetzt

Update vom 01. März 2019: Der Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan hat nach Ansicht des Jesuiten Hans Zollner einen Prozess in der katholischen Kirche in Gang gesetzt. Das Treffen habe bei allen anwesenden Bischöfen ein Bewusstsein für das Problem des Missbrauchs geweckt, sagte der Theologe und Psychologe am Donnerstag in Hamburg. Als Mitglied der Päpstlichen Kinderschutzkommission war er maßgeblich an der Vorbereitung der Tagung beteiligt, die vom 21. bis 24. Februar mit Bischöfen aus aller Welt stattfand.

Kirche: Mutmaßliches Missbrauchsopfer muss wegen Verleumdung aussagen

Update vom 28. Februar 2019: Der emeritierte Bischof von Brügge, Roger Joseph Vangheluwe (82) hat ein Verfahren wegen Verleumdung gegen ein mutmaßliches Missbrauchsopfer angestrengt. Das berichtet die katholische Nachrichtenagentur (KNA). Das mutmaßliche Opfer soll am Mittwoch verhört worden sein, berichteten flämische Medien am Mittwoch.

2012 hatte der Mann eine Beschwerde gegen Vangheluwe wegen Missbrauchs eingereicht. Daraufhin gab es bereits ein Gespräch mit Vangheluwe, der die Vorwürfe dementierte und als „verleumderische Anschuldigung“ zurückwies. Vangheluwe soll nach Informationen der Zeitung „De Standaard“ eine Beschwerde wegen Verleumdung eingelegt haben. In diesem Rahmen soll nun auch das Verhör stattgefunden haben.

Das mutmaßliche Opfer gibt an, 1992 als Zehnjähriger in der Sakristei von Vangheluwe sexuell missbraucht worden zu sein.

Missbrauchs-Skandal: Bayerischer Pfarrer rechnet mit Papst ab

10.03 Uhr: Kardinal George Pell (77), der kürzlich wegen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochen wurde, ist nun festgenommen worden. Am Mittwoch ordnete ein Gericht in Melbourne seine Inhaftierung an. Der zuständige Richter Peter Kidd entzog Pell außerdem das Recht, auf Kaution freizukommen. 

Kidd äußerte sich zudem öffentlich über den verurteilten Geistlichen, berichtet Bild. Er habe sich eines Vertrauensbruches schuldig gemacht und weise „Züge von Brutalität“ auf, sagte der Richter. Als er die Kinder misshandelt habe, habe er ein Gefühl der Straflosigkeit gehabt. „Wie sonst hätte er denken können, dass er damit durchkommt?“, fragte Kidd. Zudem bezeichnete er Pell als „herzlos, beleidigend und unverfroren“. Bereits im Dezember hatte ein Geschworenengericht Pell einstimmig für schuldig befunden. Am 13. März soll das Strafmaß bekannt gegeben werden. Dem früheren Finanzchef des Vatikan und Vertrauten von Papst Franziskus drohen bis zu 50 Jahre Haft.

Vor allem Kommentatoren des konservativen Medienkonzerns News Corp kritisierten das Urteil jedoch wegen einer aus ihrer Sicht zu schwachen Beweislage. Miranda Devine vom „Daily Telegraph“ und der Kolumnist der „Herald Sun“, Andrew Bolt, erklärten Pell für „unschuldig“ und zum „Sündenbock“ für die „Sünden der Kirche“. Beide haben wiederholt geschrieben, sie seien von Pells Unschuld überzeugt.

Video: Vatikan äußert sich zur Haft für australischen Kardinal nach Missbrauchs-Urteil 

Kirche: Pfarrer Stefan Menzel ist vom Papst und dem Krisengipfel im Vatikan enttäuscht

Während die Skandale in der Kirchengemeinschaft kein Ende zu nehmen scheinen, sind viele Menschen mit den Ergebnissen der Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan unzufrieden. Auch Pfarrer Stefan Menzel aus der bayerischen Gemeinde Fahrenzhausen-Haimhausen ist vom Krisengipfel und dem Papst enttäuscht. „Ich habe mir von ihm noch mehr Klarheit gewünscht, konkretere Lösungen“, sagte der Geistliche gegenüber Bild. „Die Menschen haben das Vertrauen in die Kirche verloren“; ist sich der 51-Jährige sicher. In seiner Gemeinde arbeitet seit Januar eine Missbrauchsbeauftragte, die ein Schutzkonzept entwickelt. „Kinder sind ein Symbol der Zukunft“, sagte Menzel. „Sie sollten besonders geschützt, gefördert und unterstützt werden.“ 

Auch Frauen sieht der Priester als wichtige Stütze für die Kirche. „Frauen müssen ein aktiver Teil der Kirche sein. Hier bedarf es einer Modernisierung – wir sind nicht mehr im Mittelalter“, forderte Menzel im Gespräch mit Bild. Zudem forderte der 51-Jährige auch, die Kirchensteuer abzuschaffen. „Sie sollte in eine Spende umgewandelt werden“, sagte der Geistliche. Mit vielen anderen Priestern rechnete Menzel im Bild-Gespräch ab: Sie seien nicht mehr fromm genug und würden sich teilweise bereichern. Missbrauchstäter würden nicht bestraft, sondern lediglich versetzt. „Wenn die Fälle nicht sogar ganz unter den Teppich gekehrt werden“, kritisierte der 51-Jährige. 

Kirche: Ehemaliger Papst-Vertrauter Pell nach Verurteilung verhaftet

Update 27. Februar, 6.36 Uhr: Der wegen Kindesmissbrauchs schuldig gesprochene australische Kurienkardinal und langjährige Papst-Vertraute George Pell ist nicht länger Finanzchef des Vatikans. "Ich kann bestätigen, dass Kardinal George Pell nicht mehr Präfekt des Wirtschaftssekretariats des Vatikans ist", erklärte Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Dienstagabend beim Kurzmitteilungsdienst Twitter. Der Posten ist der drittwichtigste im Vatikan.

Pell hatte das Amt seit 2014 inne, das Mandat dauert üblicherweise fünf Jahre. Der Kardinal war aber bereits seit geraumer Zeit beurlaubt.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass ein Geschworenengericht den 77-Jährigen bereits im Dezember für schuldig befunden hatte, sich in den 90er Jahren in der Kathedrale von Melbourne an zwei Chorknaben vergangen zu haben. Um die Ermittlungen in einem zweiten Verfahren nicht zu beeinflussen, war der Schuldspruch bislang unter Verschluss gehalten worden.

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Missbrauchsvorwürfe: Australiens Kirchen-Oberhaupt muss sich Ermittlungen stellen

17.00 Uhr: Australiens oberster katholischer Bischof, Mark Coleridge, muss sich wegen einer nicht näher bekannten Anschuldigung im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen kirchlichen Ermittlungen stellen. Coleridges frühere Erzdiözese habe die Untersuchungen angestrengt, nachdem sich eine Frau über Coleridge beschwert habe, berichtete der australische Sender „ABC“ am Dienstag. Die Frau hatte den damaligen Erzbischof von Canberra und Goulburn nach eigenen Angaben im Jahr 2006 getroffen, um Vorwürfe sexuellen Missbrauchs an Kindern zu besprechen. Eine von ihr geäußerte Beschwerde habe Coleridge abgewiesen, sagte sie. Worum es in der Beschwerde ging und gegen wen sich die Vorwürfe richteten, ist bislang offen.

Ein Sprecher der Erzdiözese erklärte der Deutschen Presse-Agentur, eine Untersuchung sei eingeleitet worden, nachdem die Kirche vor ein paar Monaten von den Behauptungen Kenntnis erhalten habe. Coleridge habe bei den Ermittlungen kooperiert und die Anschuldigungen „stark widerlegt“. Die Frau habe sich dann entschieden, die Vorwürfe an die Medien heranzutragen.

Missbrauchsopfer von den Regensburger Domspatzen fordert mehr Demut von der Kirche

16.10 Uhr: 2010 deckte Alexander Probst den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen auf. Nun äußert sich der mittlerweile 58-Jährige in der Bild zu den jüngsten Vorwürfen rund um die katholische Kirche. „Diese Konferenz war im Endeffekt wiedermal eine Seifenblase“, wettert er über die Anti-Missbrauchs-Konferenz. Was ihn besonders aufregt: Der Missbrauch werde zum einem Allerweltsproblem verklärt.

Probst findet: „In erster Linie muss die weltliche Gerichtsbarkeit greifen. Das hat der Papst ja auch gesagt, dass Strafgerichtsbarkeit Zutritt hat und dann Kirchenrecht, das wäre zu wünschen.“ Auf das Null-Toleranz-Versprechen des Heiligen Vaters gibt er nicht viel: „Das heißt noch lange nicht, dass die anderen sich in irgendeiner Weise dran halten.“ Ganz allgemein fordert er von der Kirche: „Werdet demütig, nehmt in Demut, was kommt. Das hat die Kirche komplett verlernt.“

Mutmaßliches Missbrauchsopfer mittlerweile an Überdosis gestorben

12.44 Uhr: Weitere Details zu den Missbrauchsvorwürfen gegen George Pell kommen ans Licht. So soll der Finanzchef des Vatikan laut Bild 1996 einen Chorknaben nach einem Sonntagsgottesdienst zum Oralsex gezwungen, einen weiteren Jungen ebenfalls sexuell bedrängt haben. Einige Monate danach sei es zu einer weiteren Attacke gekommen.

2014 starb demnach einer des beiden Opfer an einer Überdosis Heroin. Nun wolle dessen Vater die Kirche verklagen, weil sein Sohn durch die Übergriffe an posttraumatischen Belastungsstörungen gelitten habe, die ihn in den Selbstmord getrieben hätten. Er sagte, Pell habe „Blut an den Händen“.

Der andere missbrauchte Junge hatte sich 2015 der Polizei anvertraut und sagte nun im Prozess aus. In einem veröffentlichten Statement betonte er der Bild zufolge: „Wie viele Überlebende habe ich Scham, Einsamkeit, Depressionen und Kämpfe erlebt. Wie bei vielen Überlebenden hat es Jahre gedauert, bis ich die Auswirkungen auf mein Leben verstanden habe.“

Pell drohen bis zu 50 Jahre Haft.

12.03 Uhr: Nach dem Schuldspruch gegen den australischen Kardinal George Pell wegen sexuellen Missbrauchs will der Vatikan auf ein Urteil in einem Berufungsverfahren warten. Der Kardinal habe seine Unschuld erklärt und habe das Recht, sich bis zur letzten Instanz zu verteidigen, erklärte Vatikansprecher Alessandro Gisotti in Rom.

Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken fordert Reformen

11.52 Uhr: Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirchestrukturelle Reformen angemahnt. "Wir müssen uns mit den Strukturen beschäftigen, die den Missbrauch fördern", sagte Sternberg der Passauer Neuen Presse (PNP). Dabei müssten auch in Deutschland Wege gesucht werden, "strukturelle kirchenrechtliche und organisatorische Veränderungen umzusetzen".

Kritik an fehlenden konkreten Entscheidungen zu Maßnahmen auf der Anti-Missbrauchs-Konferenz im Vatikan wies Sternberg zurück. Das Treffen war nie "als eine Konferenz mit Beschlüssen angelegt", sagte der ZdK-Präsident. Er äußerte allerdings die klare Erwartung, dass es solche konkreten Schritte von kirchlicher Seite geben werde. "Wir sind sehr gespannt darauf", hob er in der PNP hervor.

Die Konferenz im Vatikan hat laut Sternberg aber bereits dazu beigetragen, die Dimension des Missbrauchsskandals deutlich zu machen. Dieser sei ein weltweites Problem. "Niemand kann sich mehr damit rausreden, dass es in seinem Land keinen Missbrauch gebe", sagte der ZdK-Präsident.

Schuldspruch wegen Missbrauch gegen ehemaligen Vatikan-Finanzchef

Update 26. Februar, 07.12 Uhr: Der australische Kardinal und beurlaubte Vatikan-Finanzchef George Pell ist wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden. Der 77-Jährige wurde schuldig gesprochen, sich in den 1990er Jahren in der Kathedrale von Melbourne an zwei Chorknaben vergangen zu haben. Der bereits im Dezember in der australischen Metropole gefallene Schuldspruch wurde erst am Dienstag bekannt. Pell – lange ein enger Vertrauter von Papst Franziskus – ist der ranghöchste katholische Geistliche weltweit, der wegen Missbrauchsvorwürfen verurteilt wurde.

Der einstige Erzbischof von Melbourne wurde schuldig gesprochen, nach einem Gottesdienst in der Sakristei der Saint-Patrick's-Kathedrale einen damals zwölf und einen 13 Jahre alten Jungen zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Er wurde in einem Fall wegen sexueller Penetration eines Minderjährigen und in vier Fällen wegen sexueller Übergriffe gegen Minderjährige verurteilt.

Ein Strafmaß gegen den Geistlichen, der als Vatikan-Finanzchef als Nummer drei des Vatikan galt, wurde noch nicht verkündet. Am Mittwoch ist ein neuer Gerichtstermin angesetzt. Pell könnte dann inhaftiert werden.

Bundesfamilienministerin Giffey (SPD): Krisengipfel könne „nur ein Anfang gewesen sein“

14.49 Uhr: Nach dem Krisengipfel im Vatikan zum Kindesmissbrauch fordert Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) die katholische Kirche zu weiteren Schritten auf. Die Konferenz könne "nur ein Anfang gewesen sein", erklärte sie in Berlin. "Ich erwarte von der Kirche, dass sie verlässliche dauerhafte Strukturen schafft, um Missbrauch aufzudecken, aufzuklären und möglichst zu verhindern. Und das muss schnell und konkret geschehen."

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Papst Franziskus hatte zum Abschluss des Treffens im Vatikan versichert, die Kirche werde künftig jeden einzelnen Fall mit "äußerster Ernsthaftigkeit" verfolgen. Ein Priester, der Kinder missbrauche, sei ein "Werkzeug des Satans". Konkrete Maßnahmen kündigte der Papst aber nicht an. Giffey sagte, wer sich an einem Kind vergehe, der "hat in keinem Amt der Kirche mehr etwas zu suchen". Außerdem müsse die Kirche beim weiteren Vorgehen Betroffene einbinden, Akteneinsicht gewähren und "die Erfahrungen für die Prävention nutzen".

Präsident Duterte warnt vor Morddrohungen gegen Priester

12.26 Uhr: Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte hat eine scharfe Warnung an jene gerichtet, die angeblich in seinem Namen katholischen Priestern und Bischöfen Morddrohungen schickten. „Hört damit auf! Stoppt die Drohungen, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun“, zitierte am Montag die regierungsamtliche Nachrichtenagentur PNA den Präsidenten. Duterte reagierte mit dieser Stellungnahme laut PNA auf eine Botschaft des Erzbischofs von Manila, Kardinal Luis Antonio Tagle.

„Ich wurde darüber informiert, dass Bischof David und einige Priester von jemandem Morddrohungen erhalten haben, der behauptet, im Namen der Familie des Präsidenten zu handeln“, schrieb Kardinal Tagle aus Rom, wo er an dem von Papst Franziskus einberufenen Anti-Missbrauchsgipfel teilgenommen hatte. Bischof Pablo Virgilio David, stellvertretender Vorsitzender der Bischofskonferenz, ist einer der schärfsten kirchlichen Kritiker des Drogenkriegs von Duterte und war in den vergangenen Monaten wiederholt von dem Präsidenten verleumdet, beleidigt und bedroht worden.

Theologe schlägt nach Missbrauchsgipfel deutsche Synode vor

10.38 Uhr: Nach dem Missbrauchsgipfel im Vatikan wird der Ruf nach einer Synode aller deutschen Bistümer laut. Die Bischöfe könnten dabei mit Fachleuten und Vertretern des Kirchenvolks über offene Fragen sprechen, sagte der Freiburger Theologieprofessor Magnus Striet der Deutschen Presse-Agentur. „In Deutschland gibt es eine allgemeine Verwirrung, wie es weitergehen soll. Eine deutsche Synode wäre sinnvoll.“ Ein gesamtkirchliches Konzil dagegen „wäre in der jetzigen Situation eine Überforderung“.

Zuletzt gab es vor mehr als 40 Jahren in Würzburg eine Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik. Dabei ging es um die Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).

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Sexueller Missbrauch: Forderung nach Kirchengerichten

9.19 Uhr: Der Passauer katholische Bischof Stefan Oster hat nach dem Ende des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan konkrete Vorschläge für einen anderen Umgang mit dem Thema in Deutschland gemacht. Im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ (Montag) forderte er unter anderem eine eigene kirchliche Gerichtsbarkeit für Missbrauchsfälle, „damit die Verfahren für Priester nicht immer langwierig und zum Teil ergebnislos über Rom laufen müssen“. Darüber hinaus sei eine „intensive Kooperation mit staatlichen und anderen unabhängigen kompetenten Stellen“ notwendig.

6.10 Uhr: Nach dem Spitzentreffen im Vatikan zu den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann konkrete und verbindliche Weisungen des Papstes gefordert. „Notwendig ist dazu auch ein permanentes und weltweites Controlling“, teilte der Beauftragte der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs am Sonntagabend mit.

„Nach meiner Wahrnehmung wurde im Kreis der Teilnehmer sehr offen und eindringlich gesprochen“, teilte Ackermann über den Gipfel mit. Es sei klar geworden, dass sexuelle Gewalt in der Kirche nicht nur das Problem bestimmter kirchlicher Regionen sei, sondern die gesamte Kirche auf allen Kontinenten betreffe und daher alle Verantwortlichen auf allen Ebenen in die Pflicht nehme. Die katholische Kirche in Deutschland müsse entschieden weitergehen „auf dem Weg, zu dem wir Bischöfe uns bei der Herbstvollversammlung in Fulda verpflichtet haben“.

Kirchen-News zur Papst-Rede vom 24. Februar aus Rom zum sexuellen Missbrauch

13.40 Uhr: Der deutsche Kardinal Reinhard Marx hat die Rede von Papst Franziskus zum Abschluss der Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan gegen Kritik verteidigt. „Ich kann nicht erkennen, dass das nur qualmiges, nebulöses Gerede war“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag in Rom.

Die Rede sei „sehr konkret, sehr deutlich“ gewesen. Der Papst habe in sieben Punkten seine Leitlinien dargestellt, die die Bischofskonferenzen nun in ihren Ländern umsetzen müssten. „Es darf nicht bei diesen vielen Vorschlägen bleiben, es muss konkret abgearbeitet werden. Und darum werde ich mich bemühen“, sagte Marx, der auch zum Beratergremium des Pontifex gehört.

12.51 Uhr: Bundesjustizministerin Katarina Barley hat die katholische Kirche aufgefordert, bei der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale umfassend mit der Justiz zusammenarbeiten. „Missbrauchstaten sind von Strafgerichten zu beurteilen“, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag). „Den Worten des Papstes müssen jetzt auch Taten folgen.“ Papst Franziskus hatte am Sonntag zum Abschluss der Anti-Missbrauch-Konferenz im Vatikan zwar ein Ende der Vertuschung versprochen, aber keine konkreten Schritte genant, wie er das in Zukunft erreichen will.

Kirchenrechtler: Papst-Rede in Rom ein „Fiasko“ – Opfer des sexuellen Missbrauchs empört

11.54 Uhr: Die Rede von Papst Franziskus zum Abschluss der Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan war nach Ansicht eines deutschen Kirchenrechtlers ein „Fiasko“. „Es war eine vertane Chance (…) Es ist das Ende des Pontifikats in dem Sinne, dass Franziskus nicht als Reformpapst in die Geschichte eingehen wird, sondern als Bewahrer“, sagte Thomas Schüller, Direktor am Institut für Kanonisches Recht an der Universität Münster, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Missbrauchsopfer reagierten ähnlich empört auf die Rede. „Die Rede des Papstes ist der schamlose Versuch, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, ohne sich der Schuld und dem Versagen zu stellen und wirkliche Veränderung anzugehen“, twitterte Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch nach der Ansprache des Kirchenoberhauptes am Sonntag im Vatikan. Der Papst hatte zwar ein Ende der Vertuschung und Durchgreifen gegen Täter versprochen. Allerdings nannte er keine konkreten Maßnahmen, wie er das in Zukunft erreichen will.

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„Wir haben dieses Bekenntnis, Missbrauch zu bekämpfen, schon oft gehört. Wann und wie, das ist es, was wir hören müssen – im Detail“, schrieb die Irin Marie Collins, die selbst Opfer von Missbrauch wurde und einst in der päpstlichen Kinderschutzkommission saß, am Sonntag nach der Papst-Rede zum Abschluss des Anti-Missbrauchsgipfels auf Twitter.

Kirche: Papst Franziskus setzt Kindesmissbrauch mit "Menschenopfern" gleich

Update vom 24. Februar, 10.52 Uhr: Papst Franziskus hat den sexuellen Missbrauch von Kindern mit "Menschenopfern" gleichgesetzt. Kindesmissbrauch erinnere ihn an die in einigen Kulturen einst weitverbreitete "grausame" religiöse Praxis, Menschen "in heidnischen Ritualen" zu opfern, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag zum Abschluss der Missbrauchskonferenz im Vatikan. Oft seien Kinder die Opfer gewesen.

Sexueller Missbrauch durch Geistliche in der katholischen Kirche wiege nach Ansicht von Papst Franziskus noch schwerer als in anderen Bereichen der Gesellschaft. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Die weltweite Verbreitung dieses Übels bestätigt, wie schwerwiegend es für unsere Gesellschaften ist, schmälert aber nicht seine Abscheulichkeit innerhalb der Kirche“, sagte das Katholikenoberhaupt. „Die Unmenschlichkeit dieses Phänomens auf weltweiter Ebene wird in der Kirche noch schwerwiegender und skandalöser, weil es im Gegensatz zu ihrer moralischen Autorität und ihrer ethischen Glaubwürdigkeit steht.“

Papst Franziskus hat erneut ein hartes Durchgreifen der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch und ein Ende der Vertuschung versprochen. Allerdings zeigte er bei seiner Abschlussrede am Sonntag im Vatikan keine konkreten Schritte auf, wie die Kirche zu diesem Ziel kommen will.

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Update vom 23. Februar, 14.32 Uhr: Mehrere Dutzend Missbrauchsopfer aus aller Welt haben am Rande des Spitzentreffens im Vatikan für eine konsequente Verfolgung der Täter demonstriert. Die Gruppe zog am Samstag in Rom von der zentralen Piazza del Popolo zur Engelsburg nahe des Vatikans. Dort beraten seit Donnerstag unter anderem der Papst und die Chefs der Bischofskonferenzen über Strategien im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch durch Geistliche.

Opfervertreter zeigten sich enttäuscht und auch wütend über die bisherigen Gipfeltage. „Die katholische Kirche hat nicht mehr viel Zeit, das Zeitfenster, in der sie noch handeln kann und nicht wirklich zur Getriebenen wird, das schließt sich“, warnte Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch.

„Diese Institution ist Teil des Problems, wenn sie es nicht schafft, sich eindeutig von Tätern und Vertuschern zu distanzieren“, sagte Katsch. Die Spitze des Vatikans weigere sich allerdings, klare Richtlinien und Vorgaben für die Weltkirche zu machen.

10.56 Uhr: Der deutsche Kardinal Reinhard Marx hat sich beim Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan für Transparenz und Offenheit der Kirche im Umgang mit Missbrauchsfällen ausgesprochen. Dazu zähle die Veröffentlichung von Zahlen und Einzelheiten. Nicht Transparenz, sondern Taten und deren Vertuschung fügten der Kirche Schaden zu, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag vor Papst Franziskus und den anderen Teilnehmern des Spitzentreffens im Vatikan.

„Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist zu einem nicht geringen Teil auf den Machtmissbrauch im Bereich der Verwaltung zurückzuführen“, sagte Marx. Die Verwaltung habe nicht dazu beigetragen, dass der Sendungsauftrag der Kirche erfüllt werde, sondern dass dieser „verdunkelt“ und unmöglich gemacht wurde: „Akten, die die furchtbaren Taten dokumentieren und Verantwortliche hätten nennen können, wurden vernichtet oder gar nicht erst erstellt.“

News vom 22. Februar: Reformbewegung „Wir sind Kirche“: Anti-Missbrauchs-Plan des Papstes greift zu kurz

16.08 Uhr: Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hält die Vorschläge von Papst Franziskus zum Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern für unzureichend. Die genannten 21 Punkte könnten nur erste Schritte sein, um weltweit verbindliche Standards für Prävention und den Umgang mit Verdachtsfällen festzulegen, erklärte die Laienorganisation am Freitag. Generell sei eine fundamentale Neuausrichtung der Kirche nötig. Dazu gehörten die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Weihe von Frauen, eine andere Sexualmoral und eine echte Gewaltenteilung in der römisch-katholischen Kirche.

„Der jahrzehntelange massive spirituelle wie sexuelle Missbrauch an Kindern, Jugendlichen, Seminaristen, Frauen und Ordensfrauen und deren systematische Vertuschung sind kein Teilproblem, das isoliert gelöst werden kann, sondern ergeben sich aus der gegenwärtigen hierarchischen Grundstruktur der römisch-katholischen Kirche“, heißt es in der Erklärung. „Deshalb bedarf es in der jetzigen existenziellen Krise einer fundamentalen Neuausrichtung dieser Kirche.“

Missbrauchsskandal der Kirche: Kardinal räumt weltweites Ausmaß ein

15.00 Uhr: Am zweiten Tag des Krisentreffens im Vatikan hat ein einflussreicher Kardinal das weltweite Ausmaß des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche eingeräumt. Die Weigerung einiger Bischöfe vor allem aus Asien und Afrika, zuzugeben, dass Kindesmissbrauch durch Kleriker in ihrem Land ein Problem sei, könne nicht akzeptiert werden, sagte der indische Kardinal Oswald Gracias am Freitag auf der Konferenz.

"Die Sache ist klar. Kein Bischof kann für sich behaupten 'Dieses Missbrauchsproblem in der Kirche geht mich nichts an, weil die Dinge in meinem Teil der Welt anders sind'", sagte Gracias. Auch wenn die Erfahrungen des Missbrauchs "in einigen Teilen der Welt dramatisch präsent" seien, sei es kein begrenztes Phänomen, betonte er. "Die ganze Kirche muss ehrlich hinschauen, rigoros urteilen und dann entschlossen handeln", forderte er.

Kardinal Gómez forderte dazu auf, „den Feind im Inneren“ anzuerkennen

In einer äußerst kritischen Rede forderte Kardinal José Horacio Gómez die Konferenzteilnehmer auf, anzuerkennen, "dass der Feind im Inneren" sei. "Der verursachte Schaden ist so groß, der beigefügte Schmerz so tief, die Konsequenzen des Missbrauchs, der in der Kirche stattgefunden hat, sind so weitreichend, dass wir nie werden behaupten können, dass wir alles, was getan werden konnte, unternommen haben", mahnte er.

Die von Papst Franziskus angestrebten Verhaltensrichtlinien sollten eindeutig klarstellen, was Missbrauch bedeute und wie Täter bestraft werden sollten, sagte Gómez.

Indischer Kardinal zu Missbrauch der Kirche: „Wir haben versagt“

11.15 Uhr: Die katholische Kirche hat nach Ansicht des indischen Kardinals Oswald Gracias angesichts des massenhaften Missbrauchs von Minderjährigen durch Geistliche versagt. „Wir müssen bereuen und dies gemeinsam und kollegial tun. Denn auf dem Weg haben wir versagt. Wir müssen um Verzeihung bitten“, sagte Gracias, der Erzbischof von Mumbai ist, am Freitag vor Teilnehmern des Anti-Missbrauchsgipfels in Rom.

11.02: Die frühere deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, hat an die veränderungsbereiten Bischöfe in Deutschland appelliert, sich zusammenzutun. Sie sollten nicht darauf warten, bis sich alle wie beim Einstimmigkeitsprinzip auf den Weg machten, sagte Schavan dem Bayerischen Rundfunk am Freitag.

Die Kirche tue sich mit nötigen Veränderungen schwer, weil sie an ihren Strukturen hänge. Die Angst vor Machtverlust gebe es eben auch in dieser Institution. Die Katholikin äußerte sich im Zusammenhang mit dem von Papst Franziskus einberufenen Anti-Missbrauchsgipfel.

8.09 Uhr: Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung hat die katholische Kirche aufgefordert, jahrhundertealte Machtstrukturen zu überdenken. Durch den Zölibat, eine „schwierige Sexualmoral“, ausgeprägte Hierarchien, die „moralische Machtposition“ der Kirchen und dadurch, dass Frauen im geistlichen Umfeld kaum eine Rolle spielten, werde Missbrauch begünstigt. „Es ist unumgänglich, dass die Kirche sich alle Bausteine ihrer Struktur ernsthaft kritisch vor Augen führt“, sagte der unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, der Deutschen Presse-Agentur.

Die News vom Anti-Missbrauchs-Gipfel in Rom der Katholischen Kirche vom Donnerstag 

21.11 Uhr: Die Italienische Bischofskonferenz hat am Donnerstag erstmals eine eigene Internetseite zum Thema Missbrauch und Kinderschutz freigeschaltet. Das Portal bietet Informationen und Zugänge zu den relevanten Dokumenten, Verfahrensordnungen und Kontaktstellen rund um die entsprechenden Themen.

Im Januar hatten die Bischöfe eine landesweite Fachstelle für Kinderschutz ins Leben gerufen und vergangene Woche deren Leitungsgremium benannt. Die Stelle soll Italiens Bischofskonferenz sowie einzelne Bistümer und Ordensgemeinschaften zu Prävention und Fortbildung beraten und unterstützen.

Ihre Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch und zur Prävention wollen die Bischöfe im Mai aktualisieren. Darin sollen dann auch die Ergebnisse des weltweiten Anti-Missbrauchs-Gipfels einfließen, der in dieser Woche im Vatikan stattfindet.

18.18 Uhr: Zum Auftakt eines Krisentreffens im Vatikan hat Papst Franziskus "konkrete und wirksame Maßnahmen" der katholischen Kirche gegen sexuellen Kindesmissbrauch gefordert. Die internationale Konferenz mit mehr als 100 Bischöfen dürfe sich nicht mit "schlichten und offensichtlichen Verurteilungen" der Taten begnügen, sagte Franziskus am Donnerstag im Vatikan. Die Spitzen der katholischen Kirche müssten "den Schrei der kleinen" Opfer hören, "die Gerechtigkeit fordern".

Auf Einladung des Papstes waren die 114 Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenzen weltweit nach Rom gereist. Sie sollen über Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen in vielen Ländern beraten, die die Kirche in den vergangenen Jahren zutiefst erschüttert haben. Kindesmissbrauch sei ein "Übel", dem sich die katholische Kirche offen stellen müsse, sagte Franziskus.

Mehrere Missbrauchsopfer berichteten in einer den Konferenzteilnehmern vorgespielten Audioaufnahme über ihre Erfahrungen. Eines der anonymen Opfer sagte: "Ihr seid doch eigentlich die Pfleger der Seele – und dennoch seid Ihr in einigen Fällen zu den Mördern der Seele, den Mördern des Glaubens geworden." Eine Frau berichtete, dass sie drei Abtreibungen hinter sich habe, weil sie mehrfach von einem Priester vergewaltigt und schwanger geworden sei.

24 polnische Priester beschuldigt

16.47 Uhr: Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester in Polen werfen 24 amtierenden und ehemaligen Bischöfen des Landes Vertuschung dieser Verbrechen vor. Der Opferverein „Habt keine Angst“ beschuldigte in einem am Donnerstag in Rom veröffentlichten, 27 Seiten umfassenden Bericht an Papst Franziskus unter anderen den Warschauer Kardinal Kazimierz Nycz und den Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski, Täter geschützt zu haben. Den Bericht hatte der Verein am Mittwoch dem Papst persönlich am Rande der Generalaudienz übergeben.

Nycz habe 2005 als Bischof von Köslin-Kolberg (Koszalin-Kolobrzeg) einen zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Pfarrer zur Weiterarbeit in eine andere Pfarrei versetzt. Als Warschauer Erzbischof habe er dem 2008 ebenfalls zu einer Bewährungsstrafe verurteilten Priester Piotr D. eine neue Gemeinde zugewiesen; dort habe dieser zwei Jungen sexuell missbraucht. Jedraszewski sei einer der „glühendsten Verteidiger“ des früheren Posener Erzbischofs Juliusz Paetz, so der Verein. Paetz werden sexuelle Übergriffe auf Seminaristen und Priester vorgeworfen; er weist dies zurück.

Beschuldigt werden in dem Bericht auch die amtierenden Ortsbischöfe Slawoj Leszek Glodz (Danzig), Jan Tyrawa (Bromberg/Bydgoszcz), Jozef Gorzynski (Ermland), Andrzej Dziuba (Lowicz), Jacek Jezierski (Elbing/Elblag), Jan Watroba (Rzeszow) und Andrzej Czaja (Oppeln/Opole).

14.34 Uhr: Der Vatikan hat 21 Punkte veröffentlicht, über die die Teilnehmer des weltweiten Anti-Missbrauchsgipfels diskutieren sollen. Unter den am Donnerstag vorgestellten Denkanstößen sind etwa die Einrichtung einer auch von der örtlichen Kirche unabhängigen Anlaufstelle für Missbrauchsopfer, eine Beteiligung von Laien an der Untersuchung von Missbrauchsvorwürfen und Kirchenrechtsprozessen zu sexuellem und Macht-Missbrauch sowie gemeinsame Vorgehensweisen bei der Prüfung von Missbrauchsvorwürfen, beim Kinderschutz und beim Verteidigungsrecht Angeklagter.

12.14 Uhr: Aktivisten haben im polnischen Danzig das Denkmal für einen katholischen Priester von seinem Sockel gestoßen, weil dem Geistlichen der sexuelle Missbrauch von Kindern vorgeworfen wird. Über die sozialen Netzwerke verbreitete Videos zeigten, wie drei Männer in der Nacht zum Donnerstag die Statue von Priester Henryk Jankowski mit einem Seil niederreißen. Anschließend legten sie Unterwäsche und Messdiener-Gewänder auf den Sockel – in Anspielung auf die mutmaßlichen Opfer des Geistlichen.

Gegen den 2010 gestorbenen Jankowski waren in den vergangenen Jahren immer wieder Vorwürfe des Kindesmissbrauchs laut geworden. Der Sturz seiner Statue erfolgte wenige Stunden vor dem Beginn eines mehrtägigen Treffens im Vatikan zum Thema Kampf gegen den Kindesmissbrauch.

Kirchen-Oberhäupter treffen sich in Rom: Papst Franziskus fordert Maßnahmen

11.29 Uhr: Missbrauchsvertuschung und Täterschutz in der katholischen Kirche hat Manilas Kardinal Antonio Tagle verurteilt. „Das Fehlen von Antworten auf das Leid der Opfer, bis hin zu ihrer Zurückweisung und der Vertuschung des Skandals zum Schutz der Vergewaltiger und der Institution hat unser Volk gebrochen“, sagte der 62-Jährige am Donnerstag im Vatikan. Tagle hielt den ersten Redebeitrag des von Papst Franziskus einberufenen weltweiten Bischofstreffens zum Kinderschutz. Am ersten Tag ging es um das Thema „Verantwortung“.

9.37 Uhr: Papst Franziskus hat zum Auftakt des Kinderschutzgipfels im Vatikan „konkrete und wirksame Maßnahmen“ gefordert, um das „Übel“ des sexuellen Missbrauchs zu bekämpfen. „Das Volk Gottes schaut auf uns und erwartet von uns keine einfachen und vorhersehbaren Verurteilungen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Donnerstag in der Synodenaula des Vatikans. „Hören wir den Schrei der Kleinen, die Gerechtigkeit verlangen.“

Er erinnerte die Chefs der Bischofskonferenzen der Welt an ihre Verantwortung und verlangte „Mut und Konkretheit“. An dem Treffen nehmen bis Sonntag neben den Bischöfen die Spitzen der römischen Kurie und Ordensvertreter teil. „Die Jungfrau Maria möge uns erleuchten, um diese schweren Wunden zu heilen, die der Skandal der Pädophilie sowohl den Kleinen als auch den Gläubigen zugefügt hat“, sagte der Papst.

Erstmeldung vom 21. Februar: Papst Franziskus eröffnet Kirchengipfel zu sexuellem Missbrauch in Rom

Rom – Papst Franziskus verspricht sich von dem Krisengipfel eine Schärfung des Bewusstseins von Bischöfen für das Thema sexueller Missbrauch und die Verständigung auf ein Regelwerk für den Umgang damit. Teilnehmer der viertägigen Konferenz sind die Vorsitzenden von mehr als 110 Bischofskonferenzen aus aller Welt. Zudem sollen Experten und Opfer zu Wort kommen.

Franziskus hatte angesichts der Skandale, die die katholische Kirche weltweit tief erschüttert haben, eine "Null-Toleranz"-Haltung gegenüber Missbrauch versprochen. Wenige Tage vor der Konferenz setzte er ein Zeichen, indem er den Ex-Kardinal Theodore McCarrick nach Missbrauchsvorwürfen aus dem Klerikerstand entließ.

“Sie wissen, dass dies überall passiert“ – Papst Franziskus äußert sich zu Missbrauchsvorwürfen

Rom: Marx auf Krisengipfel im Vatikan: „Übel überwinden“ 

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erhofft sich von der im Vatikan stattfindenden Missbrauchskonferenz einen "Schub" für die katholische Kirche. Es müsse von den Begegnungen im Vatikan in den kommenden Tagen ein Impuls in die Gesellschaft ausgehen, dass die Kirche den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nicht dulde, sagte Marx unmittelbar vor Beginn der Konferenz im Vatikan vor Journalisten.

Es gehe jetzt darum, "dieses Übel zu überwinden", sagte Marx. Dafür würden die im Vatikan tagenden Teilnehmer alles tun. "Ich hoffe, ich glaube auch, dass hier etwas geschieht, was für die gesamte Weltgesellschaft von Bedeutung ist."

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afp, dpa

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