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Bande zwingen Transsexuelle zur Zwangsprostitution – Verdienten sie so Millionen?

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Eine Bande soll Transsexuelle zur Zwangsprostitution gezwungen haben. Verdienten sie so Millionen?

Update, 21. Mai, 16.44 Uhr: Die Geschichten, die die Sexarbeiterinnen in Deutschland erleben und durchleben mussten, klingen alle ähnlich und verliefen nach wiederkehrendem Muster: Von Thailand aus wurden sie nach Deutschland eingeschleust und dort mehr oder minder zur Prostitution gezwungen. Am Dienstag begann das öffentliche Verfahren gegen Mitglieder eines bundesweit operierenden Prostitutionsnetzwerks mit Transsexuellen und Frauen aus Thailand.

Angeklagt sind fünf mutmaßliche Bordellbetreiber, vier thailändische Frauen und ein Deutscher im Alter zwischen 49 und 63 Jahren. Als sie am Morgen in Hanau, von viel Presse begleitet, den Gerichtssaal betraten, verbargen sie ihre Gesichter und hielten sich Aktenordner oder Mappen vor den Kopf.

Zwangsprostitution: Prostituierten arbeiten auch in Maintal

Als Hauptbeschuldigte gelten ein 63-Jähriger und eine 60-Jährige – ein ehemaliges, deutsch-thailändisches Paar aus Siegen (Nordrhein-Westfalen), das dort drei Bordelle betrieb. Gemeinsam mit den anderen Angeklagten und weiteren, gesondert verfolgten Mittätern, sollen sie die Sexarbeiterinnen per Flugzeug und mit Touristen-Visa nach Deutschland eingeschleust haben. Unter anderen handelte es sich laut Anklage um Männer, die sich einer Geschlechtsumwandlung zur Frau unterzogen hatten.

Die Prostituierten arbeiteten laut Anklage in Bordellen zunächst in Siegen und dann in einem Rotationsverfahren bundesweit an weiteren Orten, darunter Maintal, Rodgau und Gießen in Hessen, Rastatt, Speyer, Saarbrücken, Hannover, Bremen und Gotha. Nachdem sie Wochen oder Monate in einem meist als Massagesalon getarnten Etablissement tätig waren, wurden sie weitergeschickt.

Bordellbetreiber nehmen Prostituierten den Pass ab

In den Bordellen wurde ihnen laut Staatsanwaltschaft der Reisepass abgenommen. Meist seien sie eingesperrt worden, hätten das Gebäude nicht verlassen dürfen und unter Zwang anschaffen müssen. Teilweise seien sie geschlagen oder mit dem Tode bedroht worden. Neben physischem sei auch psychischer Druck ausgeübt worden. Es sei ihnen auch angedroht worden, dass ihren Angehörigen Schlimmes widerfahre. Einige seien auch zum Sex ohne Kondom gezwungen worden. Ihre Einnahmen hätten sie abgeben müssen, um die Schleuserkosten abzuarbeiten. Zwischen 15.000 und 23.000 Euro seien von ihnen verlangt worden, zuweilen bis zu 36.000 Euro.

Bevor es dazu kam, wurden sie in Thailand gezielt angeworben, um der Prostitution nachzugehen, wie Kathrin Rudelt, Anklagevertreterin der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, erklärte. Schon in Thailand sollen Fotos von ihnen gemacht worden sein, um sie schnellstmöglich auf einschlägigen Internetseiten anzubieten. Die Flugreise sei etwa nach Zürich, Paris oder Düsseldorf gegangen und von dort aus weiter in die ersten Bordelle.

Zwangsprostitution in Maintal: Großrazzia bringt alles ins Rollen

Vorgeworfen wird den Angeklagten Zwangsprostitution, gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern, Ausbeutung von Prostituierten, Zuhälterei, Vorenthalten und Veruntreuung von Arbeitsentgelt sowie Steuerhinterziehung. Es geht um Taten zwischen Juli 2012 und April 2018. Ins Rollen kam alles durch eine Großrazzia. Am 18. April 2018 hatten mehr als 1500 Bundespolizisten insgesamt 62 Bordelle, Wohnungen und Büros in zwölf Bundesländern durchsucht.

Die Schwerpunkte der Großrazzia lagen in Nordrhein-Westfalen (17 Objekte), Hessen (10), Niedersachsen (9) und Baden-Württemberg (9) – die bisher größte Durchsuchungsaktion in der Geschichte der Bundespolizei. Ausgelöst wurden die Ermittlungen im Juni 2016 nach einer Kontrolle dreier Prostituierter im hessischen Maintal.

49 Beschuldigte im Prozess um Zwangsprostitution von Transsexuellen

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wird in dem Komplex insgesamt gegen 49 Beschuldigte ermittelt – darunter aber keine Prostituierten. Verfahren gegen fünf Beschuldigte wurden an Staatsanwaltschaften in Baden-Baden und Saarbrücken abgegeben. Beim Prozess in Hanau wurden über Stunden Dutzende von Einzelfällen referiert. Doch das könnte nur die Spitze des Eisbergs sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch eine hohe Dunkelziffer an Fällen gibt. Der Sprecher Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Badle, rechnet mit mindestens 150 bis 200 Fällen.

Neben den menschlichen Dramen, die sich im Bordell-Netzwerk laut Anklage ereigneten, hat der Prozess auch eine finanzielle Dimension. Alleine im Fall der 60-jährigen Hauptbeschuldigten geht die Staatsanwaltschaft von 2,73 Millionen Euro Schaden durch Steuerhinterziehung aus. Der Schaden für die Sozialversicherung, der alleine ihr angelastet wird, wird auf 1,7 Millionen Euro beziffert. Der Prozess soll am 23. Mai (9.Uhr) fortgesetzt werden.

Zwangsprostitution im großen Stil: Verhandlung in Hanau

Update, 21. Mai, 10.44 Uhr:  Vor dem Landgericht Hanau hat am Dienstag der Prozess wegen eines deutschlandweit operierenden Prostitutions-Netzwerks mit Transsexuellen aus Thailand begonnen. Angeklagt sind fünf mutmaßliche Bordellbetreiber. Die Vorwürfe richten sich gegen vier thailändische Frauen (darunter ein Schwesternpaar aus Maintal) und einen deutschen Staatsangehörigen im Alter zwischen 49 und 63 Jahren. Der Prozess begann mit Verspätung, da sich die Anfahrt einer in einem nordhessischen Gefängnis untergebrachten Angeklagten verzögerte.

Sie sollen gemeinsam mit weiteren Mittätern die Prostituierten per Flugzeug nach Deutschland eingeschleust haben. Unter anderen handelte es sich laut Anklage um Männer, die sich einer Geschlechtsumwandlung zur Frau unterzogen hatten. Dies geschehe in Thailand teils bereits mit der Absicht, sich zu prostituieren. Es gebe dazu eine große Nachfrage in Bordellen, wie sich bei den Ermittlungen gezeigt habe.

Zwangsprostitution im großen Stil: Fünf Bordellbetreiber auf der Anklagebank

Die Prostituierten arbeiteten laut Anklage in Bordellen zunächst in Siegen und dann in einem Rotationsverfahren bundesweit an weiteren Orten, darunter Maintal, Rodgau und Gießen in Hessen, Rastatt, Speyer und Saarbrücken. Vorgeworfen wird den Angeklagten auch Zwangsprostitution, gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern, Ausbeutung von Prostituierten, Vorenthalten und Veruntreuung von Arbeitsentgelt sowie Steuerhinterziehung.

Erstmeldung vom 15. Mai: Hanau – Sie sollen Frauen im großen Stil nach Deutschland eingeschleust und zur Prostitution gezwungen haben. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat deswegen gegen fünf Bordellbesitzer Anklage erhoben, im Fokus steht auch ein Schwesternpaar aus Maintal.

Strippenzieher sind wohl zwei Schwestern aus Maintal

Offenbar eine routinemäßige Kontrolle in einem Bordell in Maintal im Jahr 2016 hatte die Ermittler auf die Spur eines komplexen Menschenhändlerrings gebracht, der deutschlandweit aber vor allem in Hessen Frauen zunächst aus Thailand nach Deutschland eingeschleust und anschließend zur Prostitution gezwungen haben soll. Dafür sollen die Beschuldigten ein perfides Netzwerk aufgebaut haben und die Menschen via Rotationsprinzip im gesamten Bundesgebiet – darunter Maintal, Rodgau und Gießen ausgetauscht haben, wie giessener-allgemeine.de berichtet.

Die Schwestern sind in zehn Fällen wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern sowie in 70 Fällen des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt zur Last. Außerdem sollen sie über Jahre keine Arbeitsgeber- und Arbeitsnehmerbeiträge zur Sozialversicherung abgeführt haben. Dadurch entstand laut Anklage ein Schaden von etwa 135.000 Euro. 

Steuerhinterziehung in Millionenhöhe

Den Austausch soll vor allem eine 60-Jährige aus Siegen organisiert haben. Laut Generalstaatsanwaltschaft Hanau habe man die Menschen mit sogenannten Kurierfahrten von einem Bordell zum anderen gefahren. 

Neben dem Vorwurf der Zwangsprostitution sollen die Beschuldigten auch Steuerhinterziehung sowie Sozialbetrug in Millionenhöhe betrieben haben. Allein in einem Bordell in Siegen soll durch Sozialbetrug ein Schaden von rund 1,7 Millionen Euro entstanden sein. Denn die Betreiber des Etablissement hätten die Prostituierten nicht zur Kranken- und Sozialversicherung angemeldet. Auch Umsatzsteuer und Lohnsteuer sollen die Beschuldigten über Jahre nicht abgeführt haben. Aktuell geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass ein Gesamtsteuerschaden von 2,73 Millionen Euro entstanden ist. 

(ror/dpa)

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