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„Anne Will“: AfD-Chef Meuthen geht Moderatorin an – die rächt sich

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Die ARD hat kurzfristig das Thema der heutigen „Anne Will“-Sendung geändert. Grund ist die „Ibiza-Affäre“, die derzeit in Österreich hohe Wellen schlägt.

„Anne Will“: AfD-Chef Meuthen geht Moderatorin an – die kanzelt ihn deutlich ab

Es war die Knaller-Meldung des Freitags, die sich bis in die neue Woche erstrecken sollte: Österreichs FPÖ-Chef Strache ist auf eine angebliche Russen-Milliardärin reingefallen, versprach 2017 auf Ibiza Staatsaufträge und hoffte auf Einfluss auf die Kronen-Zeitung. Dann aber kam alles raus, Strache zog die Konsequenzen und trat zurück. Kanzler Kurz ließ die Koalition seiner ÖVP mit der FPÖ daraufhin platzen.

Österreich: Anne Will beginnt mit provokanter Frage an Meuthen (AfD)

„Anne Wills“ Titel „Neuwahlen in Österreich – Dämpfer für die europäische Rechte?" war daraufhin folgerichtig und der Einstieg in die Sendung von Will direkt ein wenig provokant.

„Die Verachtung vor demokratischen Institutionen, Parteien, Journalisten, ist das nicht ein Muster, das auch auf die AfD passen würde?", fragte sie AfD-Chef Meuthen.

Der konterte: „Einstweilen sitze ich hier und habe nicht das Gefühl, dass ich Ihnen Verachtung entgegenbringe." Die öffentlich-rechtlichen Medien unterstütze er aber nicht gerade, setzte Will nach. Steilvorlage für Meuthen: „Das öffentlich-rechtliche System ist faul bis ins Mark", sagte Meuthen und beklagte sich dann auch darüber, dass 2018 weit weniger AfD-Politiker als Grünen-Politiker im ARD-Talk gesessen hätten.

Wills Reaktion? Eine Mischung. Einerseits wirkte sie cool, andererseits fiel ihr daraufhin wohl auch keine passende Retourkutsche ein: „Da lass ich mich jetzt nicht drauf ein."

Anne Will kontert Meuthens „Führung“

1:0 für Meuthen, der seine Führung aber noch abgeben musste. Später erklärte Meuthen, wie schade er es finde, dass das Rundfunkfinanzierungsgesetz nach der geplatzten Koalition in Österreich „leider“ nicht mehr zustande käme. „Ihrer Meinung nach, das sehe ich ganz anders“, so Will. Darin unterscheide man sich tatsächlich, so die Moderatorin. Meuthen war das klar: „Das darf sein.“

Nun auch Ehekrise bei Strache? Seine Frau äußert sich kühl in Interview

Schlagabtausch Nummer drei noch einmal ein paar Minuten später: Grünen-Kandidatin Ska Keller hält einen minutenlangen Monolog über den Umgang mit Rechtspopulisten. Will bohrt auch hier provokant nach: „Wenn ich das so höre, habe ich das Gefühl, dass Sie nicht wissen, was Sie tun wollen.“

Meuthen: „Immer gut Frau Keller lange reden zu lassen, das hilft uns am meisten.“

Will: „Was soll das Herr Meuthen? Ein bisschen respektvoller könnten Sie sein.“ Wills Ansage wird vom Publikum mit Applaus quittiert.

Und inhaltlich? Weber verteidigt Kurz: „Er hat Führung gezeigt. Er legt die Entscheidung zurück in die Hand der Wähler.“ Für den Geschmack der grünen EU-Spitzenkandidatin Ska Keller kommt die Einsicht angesichts der vielen FPÖ-Skandale der letzten Monate viel zu spät: "Kurz hat sich als Opfer hingestellt, das ist er nicht. Er hat die FPÖ salonfähig gemacht. Das ist das Kernproblem."

Anne Will zu Straches Österreich-Affäre: Ibiza-Video seit einer Woche bei Medien

Spannend wird es, als Spiegel-Rechercheur Knobbe erklären soll, seit wann ihm das Ibiza-Video vorliege. Er habe vor ein paar Monaten erstmals davon gehört. Das Material liege ihm seit einer guten Woche vor. „Natürlich kenne ich gewisse Personen. Es gab eine Übergabe.“ Aber „gesicherte Erkenntnisse“ über die Produzenten habe er nicht. Und zu Meuthen, der sich verwundert gab, weshalb das Video ausgerechnet eine Woche vor der Europawahl publik wurde, sagte er: „Ich kann nicht bestimmen, wann eine Info kommt und wann ich sie veröffentlichen kann.“ Die Überprüfung habe ergeben: „Die Informationen sind plausibel. Das Video ist authentisch.“

CSU-Mann Weber wollte den Anlass für ein Kompliment nutzen: „Das ist ein schönes, starkes Zeichen in dieser Woche, dass wir in unserem Land freie Medien haben.“

Ob ein Journalist das geheim aufgenommene Video veröffentlichen darf, wollte Justizministerin Barley nicht beantworten. „Als Justizministerin kann ich mich nicht zu Einzelfällen äußern.“ Allgemein aber sei „der Journalismus eine Säule der Demokratie. Ich halte es für wichtig, dass Journalisten diese Aufgabe erfüllen“.

Prognosen für die Wahlen am Wochenende? Unions-Spitzenkandidat Weber: „Ich habe Sorgen für die Europa-Wahlen.“ Bei Rechtspopulisten „handelt sich um Leute, die ihr Land verkaufen“. Meuthen bleibt entspannt: „Wir werden am nächsten Sonntag ein wunderbares Ergebnis einfahren“, sagt der AfD-Mann nach diesem Wochenende.

Vorbericht: „Anne Will“ zur „Ibiza-Affäre“: Wie geht es weiter in Österreich?

Meldung vor der Sendung vom 19. Mai: Eigentlich wollte Moderatorin Anne Will in ihrer ARD-Talkshow am Sonntag, den 19. Mai, mit ihren Gästen über die anstehende Europawahl diskutieren. Das politische Beben, das derzeit Österreich erschüttert, veranlasste die ARD, das Thema der Sendung kurzfristig zu ändern, wie der Sender bekannt gab. 

Hintergrund für die Planänderung ist die „Ibiza-Affäre“, die für einen der größten politischen Skandale in Österreich gesorgt hat: Ein heimlich gefilmtes Video, das Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht hatten, legt nahe, dass Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache 2017 einer angeblich reichen Russin öffentliche Aufträge als Gegenleistung für Wahlkampfhilfe in Aussicht gestellt hatte. Die Folgen des Videos für die österreichische Regierung sind fatal: Strache trat aus all seinen Ämtern zurück und Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigte als Konsequenz Neuwahlen an.

Moderatorin Anne Will wird deshalb am Sonntag um 21:45 Uhr statt der Europawahl die Zukunft der österreichischen Regierung thematisieren. War die Veröffentlichung des Videomaterials rechtmäßig? Welche Folgen hat die Affäre für die europäische Rechte nur eine Woche vor der Europawahl? Sind Neuwahlen in Österreich ein Dämpfer für die europäischen Rechten? Diese Fragen wird Anne Will mit den folgenden Gästen diskutieren.

Anne Will (ARD): Das sind die Gäste der heutigen Sendung

  • Manfred Weber (CSU): Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Spitzenkandidat für die Europawahl
  • Katarina Barley (SPD): Bundesjustizministerin und Spitzenkandidatin für die Europawahl
  • Jörg Meuthen (AfD): Parteivorsitzender, Mitglied des Europäischen Parlaments und Spitzenkandidat für die Europawahl
  • Ska Keller (Bündnis 90/Die Grünen): Vorsitzende der Grünen/EFA-Fraktion im Europäischen Parlament und Spitzenkandidatin für die Europawahl
  • Martin Knobbe: Leiter desSpiegel-Hauptstadtbüros, er recherchierte in der „Ibiza-Affäre“ um Strache

Auch letzten Sonntag gab es eine kurzfristige Planänderung in der ARD-Talkshow „Anne Will“: Die Sendung fand überhaupt nicht statt – aus kuriosem Grund. Wiederum eine Woche zuvor musste Anne Will Juso-Chef Kevin Kühnert einbremsen, der zuvor scharf gegen BMW und Gabriel geschossen hatte.

FPÖ-Chef Strache ist in die Falle getappt und hat ein Politik-Beben in Österreich ausgelöst. Ein Kommentar von Merkur.de mit Blick in viele Abgründe. Während Kanzler Sebastian Kurz schon auf Neuwahlen blickt, steht noch immer die Frage im Raum, wer hinter all dem steckt. Zwei Unions-Politiker mischen sich in den Skandal um H.C. Strache und die FPÖ ein – mit bemerkenswerten Mitteln.

Trotz Austritts-Plänen: Die Briten wählen ein neues EU-Parlament. Wird es ein Erdrutschsieg für die Brexit-Partei? Alle Entwicklungen und Zahlen im Live-Ticker.

sp

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