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30 Millionen Bäume: Söder will „Klimawald“ als CO2-Puffer – und denkt immer grüner 

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Die Staatsregierung startet ihre Klima-Offensive. Ministerpräsident Söderkündigt als ersten Schritt den radikalen Umbau des Staatswaldes an – mehr CO2- als Geldspeicher. In den kommenden Tagen steht außerdem der große Artenschutz-Beschluss an.

München – Das letzte Mal, als Markus Söder einen Baum pflanzte, war es ein eher dürres Gestrüpp in einem kahlen Land. Im Süden von Addis Abeba steckte der Ministerpräsident einen Olivenbaum in den Staub. Söder verband seine Geste auf der Reise in Äthiopien mit einem Plädoyer für Wälder und Klimaschutz. Jetzt, mehrere Wochen später und zurück in Bayern, hat er sich wieder eine Pflanzung vorgenommen. Diesmal in etwas größerem Umfang: 30 Millionen Bäume.

Söder rückt Bayerns Wald in den Mittelpunkt seiner Klimastrategie: „Der Wald ist unser Erbe, er ist herausgefordert und bedroht.“ Im Kampf gegen den CO2-Ausstoß sieht er eine Schlüsselrolle in der Fähigkeit der Wälder, das Klimagas zu speichern.

Bayern: Vom Wirtschaftswald zum Klimawald

Söder plant dazu einen neuen Auftrag für die Staatsforsten, jene Staatsbeteiligung, die 720 000 Hektar Wald in Bayern verwaltet. „Das Ziel ist nicht mehr die Gewinnabführung“, sondern die Stärkung der Klima-Funktion, sagt der Ministerpräsident. „Aus dem reinen Wirtschaftswald soll ein Klimawald werden. Statt verdienen wollen wir erhalten.“

Bis zu 30 Millionen Euro aus dem Überschuss überwiesen die Staatsforsten jährlich in Bayerns Etat (zuletzt allerdings null). Söder will darauf verzichten, eine schwarze Null genügt. Er setzt binnen fünf Jahren die Zielmarke, 30 Millionen neue Bäume auf Staatsflächen zu pflanzen. Der größere Teil sind Ersatzpflanzungen, fünf Millionen Bäume ganz neu. Parallel will Bayern forschen, welche Baumarten mit Wärme besser klarkommen. Für Privatwaldbesitzer soll es mehr Fördergeld geben; bei Neuburg zudem ein 2000 Hektar großes „Naturmonument“. Die Staatsforsten teilen mit, man sei gerne bereit, die Rolle der Ökologie weiter zu stärken.

Die Grünen unterstützen Söders Plan von klimatoleranten Mischwäldern im Kern. „Der Wald ist die grüne Lunge Bayerns und keine Geldmaschine“, sagt Fraktionschef Ludwig Hartmann. „Es war grundfalsch, über Jahrzehnte gewinnorientierte Forstwirtschaft zu betreiben.“

Die Baum-Wende wird ergänzt durch bayerische Pläne, die energetische Sanierung von Gebäuden zu stärken, mehr Photovoltaik zu nutzen und die Fuhrparke der Behörden klimaneutral zu machen. Details zurrt die Staatsregierung bis September fest. Auf Bundesebene will Söder zudem ein Klimagesetz durchsetzen, das den Radikalumbau der Kfz-Steuer nach ökologischen Kriterien, den Umbau der Stromsteuer und die Senkung der EEG-Abgabe verbindet. Bei der CO2-Bepreisung setzt die CSU aber nach wie vor auf Zertifikatehandel der Unternehmen, nicht auf eine höhere Benzinsteuer. „Das ist eine ökologisch-konservative Aufgabe“, sagt Söder zum Klimaschutz.

Der große Artenschutz-Beschluss steht an

Das zweite große „grüne“ Thema steht ohnehin in den kommenden Tagen an. Der Landtag beschließt nächste Woche die vollständige Übernahme des „Artenschutz“-Volksbegehrens sowie ein Begleitgesetz („Versöhnungsgesetz“). Ziele: Biotope und Streuobstwiesen stärken, blühende Randstreifen an Feldern, Wäldern, Wegen und Bächen, mehr Bio-Lebensmittel, Insektenschutz und verringerter Flächenverbrauch.

Abstrakt ist das im Landtag jenseits der AfD Konsens. Um Details wird bis zur letzten Abstimmung gerungen. So will die Koalition aus CSU und Freien Wählern protestierenden Obstbauern bei der Biotopkartierung entgegenkommen. Der Umweltausschuss berät heute Vormittag nochmals in wohl aufgeheizter Atmosphäre darüber.

Spannend wird, ob die Koalition am Ende geschlossen abstimmt. Noch drohen mehrere Gegenstimmen von erbosten Agrarpolitikern, ist zu hören. „Das Versöhnungsgesetz verdient seinen Namen nicht“, schimpft der Freisinger FW-Abgeordnete Benno Zierer. „Das hat mich furchtbar geärgert, weil ich davon überzeugt war, das wir die gesamte Gesellschaft mitnehmen und nicht nur den Landwirten Einschränkungen abverlangen.“ Zierer fordert, man müsse „das Freizeitverhalten der Menschen stärker in den Blick nehmen. Muss man denn beispielsweise nachts Schneeschuhwandern?“ Er werde keinem der Gesetze zustimmen, auch mehrere Kollegen seien „nicht mit sich im Reinen“.

In der FW-Spitze heißt es, man müsse nun wohl Einzelgespräche mit den Abgeordneten führen, um sie doch noch zu überzeugen.

Eine neue Studie spricht für Söders Waldumbau-Pläne: Bäume können das Klima retten. Darüber hinaus sind Wälder auch ideale Therapie-Orte: Das sogenannte Waldbaden, ein achtsames Laufen durch einen Wald, kommt aus Japan und findet auch in Europa immer mehr Fans.

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